Politische Predigt zum Jahresende: Diese Gefahren sieht Kardinal Woelki
Von Christoph Driessen
Köln - Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki (68) hat in seiner Silvesterpredigt eine weltweite "Zunahme von Konflikten bis hin zur Gewaltbereitschaft" konstatiert.
Das gelte auch für Deutschland, wie zuletzt der Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt gezeigt habe, sagte Woelki nach vorab verbreitetem Redetext im Kölner Dom.
Diese beunruhigende Entwicklung habe mit den dramatischen Veränderungen und Krisen der Gegenwart zu tun. Dazu gehörten die Globalisierung, das Voranschreiten Künstlicher Intelligenz, die Digitalisierung und der Klimawandel.
"Viele erleben dies alles als eine ungeheure Zumutung, gar als Bedrohung", so Woelki. "Deshalb stehen sie in der Gefahr, denen glauben zu wollen, die versprechen, dass anstehende und wohl auch notwendige Veränderungsprozesse schmerzlos umgesetzt werden könnten oder vielleicht gar nicht erst stattfinden müssten."
Woelki nannte keinen Parteinamen, sagte aber: "Manche Lösungsvorschläge lassen einen dabei erzittern, erinnern sie doch an Zeiten und Orte, die wir endgültig überwunden glaubten. Das ist eine gefährliche, nicht zu unterschätzende Entwicklung, da sich auf solchen Wegen unsere Gesellschaft, ja Europa insgesamt und darüber hinaus weiter polarisieren könnte und unsere rechts- und sozialstaatlichen Demokratien von autoritären Systemen bedroht werden könnten."
Christentum hat für das Zusammenleben etwas einzubringen
In dieser Situation habe das Christentum für das Zusammenleben etwas einzubringen, denn es stehe für eine "Zivilisation der Liebe", sagte Woelki.
"Deshalb setzen wir uns ein für das Lebensrecht eines jeden Menschen und kämpfen dafür, dass Flüchtlinge bei uns weiterhin eine Lebens- und Überlebenschance erhalten. Darum kämpfen wir weiterhin dafür, dass das ungeborene sowie das alt und krank gewordene Leben zu seinem Recht kommt. Darum setzen wir uns weiterhin dafür ein, dass es in unserer Gesellschaft gerechter zugeht."
Titelfoto: Roberto Pfeil/dpa