Neu gegründete Stiftung der Bayer AG erinnert an Unrecht und Leid zur Nazi-Zeit
Leverkusen - Der Pharma- und Pflanzenschutzkonzern Bayer hat eine Stiftung zur Erinnerung an das im Vorgängerunternehmen IG Farben zu Zeiten des Nationalsozialismus begangene Unrecht gegründet.
Die Hans und Berthold Finkelstein Stiftung werde die Erinnerungskultur im Unternehmen schärfen und Forschungsprojekte insbesondere zum Thema Zwangsarbeit bei der IG Farben unterstützten, kündigte Bayer am Dienstag an.
Außerdem werde das Unternehmen Programme für verantwortungsbewusste Führung entwickeln. "Ihr Ziel ist es, die Widerstandskräfte gegen Intoleranz, Totalitarismus und Hass zu stärken", schrieb Bayer.
Namensgeber der Stiftung sind Hans und Berthold Finkelstein. Ihre Biografien stünden stellvertretend für das erlittene Unrecht vieler Menschen während der NS-Zeit, berichtete Bayer.
Hans Finkelstein war Forschungsleiter bei den "Chemische Fabriken vorm. Weiler - ter Meer" in Uerdingen. Das Unternehmen ging später in der IG Farben auf.
Forschungsarbeiten im Bayer-Archiv hätten offenbart, dass Hans Finkelstein das Unternehmen im Laufe der Arisierung 1938 verlassen musste.
Ex-Bundesbildungsministerin Annette Schavan wird Vorsitzende
Noch im selben Jahr habe er sich das Leben genommen. Sein Sohn Berthold musste später im selben Betrieb Zwangsarbeit leisten.
Zur Vorsitzenden des Beirates der Stiftung wurde die ehemalige Bundesbildungsministerin Annette Schavan (67) ernannt. Seit 2019 ist sie Vorsitzende des Kuratoriums der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft.
Weitere Mitglieder des Beirates sind der Leiter der historischen Abteilung der Staatlichen Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau, Piotr Setkiewicz (60), und der Enkel von Hans Finkelstein, Johannes Finkelstein.
Die Interessengemeinschaft Farbenindustrie AG (IG Farben) entstand 1925 als Zusammenschluss von sechs deutschen Unternehmen. Die Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & Co gehörten zu den Gründungsmitgliedern.
Die heutige Bayer-AG ging 1952 aus der IG Farben hervor.
Titelfoto: Oliver Berg/dpa