Köln - Der Streit um den "Jesus liebt dich"-Mottowagen im Kölner Rosenmontagszug geht in die nächste Runde. Nun meldet sich ein Betroffenenvertreter zu Wort.
Einen Tag vor dem mit Spannung erwarteten Highlight des Kölner Karnevals hat ein Mitglied des Betroffenenrats im Bundesamt für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM) Kritik an dem umstrittenen Festwagen scharf zurückgewiesen.
Es sei "an Verachtung und demütigender Oberflächlichkeit kaum zu überbieten", dass jetzt jene lautstark gegen das Motiv aufbegehren würden, die überwiegend geschwiegen haben, als die menschenverachtenden Strategien des Erzbistums Köln zum Umgang mit den Betroffen sexualisierter Gewalt öffentlich wurden, betont Karl Haucke aus dem UBSKM gegenüber dem "Kölner Stadt-Anzeiger".
Für ihn liege vielmehr eine "Schuldumkehr" vor, mit der von "jenen Strukturen abgelenkt werden soll, die den Missbrauch ermöglichten und ermöglichen". Damit würde die "Verdeckung und Vertuschung" fortgesetzt, die sich "durch das Vorgehen der 'toxischen Institution' katholische Kirche" ziehen, so Haucke.
Darüber hinaus betont er, dass die Vergewaltigungen, die er erlebt habe, immer von geistlichen Worten begleitet gewesen seien. "Was also soll falsch sein an der Botschaft des Mottowagens, der den Täter im Beichtstuhl zu seinem Opfer 'Jesus liebt dich' sagen lässt?", fragt Haucke.
Kölner Lokalpolitik kritisiert Rosenmontags-Mottowagen
Der umstrittene Mottowagen zeigt, wie ein Priester aus einem Beichtstuhl heraus mit den Worten "Jesus liebt dich" einen Messdiener anlockt.
Das Motiv wurde unter anderem von der Kölner Lokalpolitik kritisiert. Die Kölner CDU meinte etwa, dass das Design eine "Geschmacklosigkeit" sei.
Das Erzbistum Köln hingegen sprach von einer nicht zu rechtfertigenden Grenzüberschreitung, während das Motiv selbst für den für seine harten Reden bekannten Büttenredner Marc Metzger zu weit geht.