Polizei zieht krasse Karnevals-Bilanz: Massenschlägerei, Glasflaschen-Würfe und Nazi-Eklat
Köln - Zur Sessionseröffnung des Karnevals in Köln war die Polizei am Samstag mit mehr als 1000 Kräften im Einsatz. Nun zogen die Beamten eine erste Bilanz und berichteten von Schlägereien, Angriffen auf Polizisten sowie zahlreichen Ingewahrsamnahmen.
Unzählige Jecken zogen am gestrigen Samstag seit den frühen Morgenstunden durch die Domstadt, um den Karnevalsauftakt zu feiern, und auch die Polizei war bereits früh auf den Beinen.
"Über den Tag feierte nach bisherigem Stand der überwiegende Teil der Menschen friedlich und hielt sich an die Regeln. Ab den Nachmittagsstunden waren die Einsatzkräfte jedoch vermehrt gefordert", erklärte ein Polizeisprecher. Dabei hätten die Auswirkung des starken Alkoholkonsums eine entscheidende Rolle gespielt.
Bis zum späten Abend sprachen die Ordnungshüter 63 Platzverweise aus und nahmen 26 überwiegend betrunkene Personen in Gewahrsam. Bis 21 Uhr fertigten die Beamten 96 Strafanzeigen, davon überwiegend wegen Körperverletzungsdelikten, Taschendiebstahls und Sexualstraftaten. Zwei Tatverdächtige wurden zudem vorläufig festgenommen.
Rund um die Synagoge in der Roonstraße blieb es relativ ruhig. In Höhe der Engelbertstraße stießen Einsatzkräfte jedoch gegen 11.20 Uhr auf gezündete Pyrotechnik und fertigten eine Anzeige wegen Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz gegen Unbekannt.
Mutmaßliche Hitlergrüße auf Zülpicher Straße - Polizei sucht Zeugen!
Die Veranstaltungsflächen in der Kölner Altstadt und im Kwartier Latäng waren schon früh stark ausgelastet, sodass Polizisten die städtischen Sicherheitskräfte beim Einlass zum Zülpicher Viertel unterstützten, um den Druck von den eingerichteten Sperrstellen zu nehmen.
Gegen 12 Uhr sorgte ein Zwischenfall auf der Zülpicher Straße für Aufsehen: Mehrere Personen sollen dort auf einen Laternenmast geklettert sein und den Hitlergruß gezeigt haben. Der polizeiliche Staatsschutz hat Ermittlungen gegen Unbekannt aufgenommen und bittet unter der Telefonnummer 0221/2290 um Hinweise.
Nur 20 Minuten später schritten Polizisten auf der "Zülpi" ein, als ein junger Mann (18) mehrfach versuchte, eine 17-Jährige gegen ihren Willen zu küssen. "Der 18-Jährige leistete erheblichen Widerstand, biss einen Polizisten in die Hand und versuchte, ihm die Waffe zu entreißen", wie der Sprecher berichtete. Die Ordnungshüter fertigten eine Strafanzeige und nahmen den Störenfried in Gewahrsam.
Auch ein 24-Jähriger kassierte eine Anzeige und kam in Gewahrsam, nachdem er gegen 14 Uhr erst mehrere Polizisten massiv beleidigt hatte, die sich gerade um einen internistischen Notfall gekümmert hatten, und anschließend mit Faustschlägen auf die Identitätsfeststellung reagierte. Der junge Mann habe derart Widerstand geleistet, dass ein Polizist eine schwere Schulterverletzung erlitt und nicht mehr dienstfähig war.
Zudem stellten Polizisten gegen 18.30 Uhr einen Mitarbeiter (20) eines beauftragten Sicherheitsdienstes, der im Verdacht steht, Bargeld für den Einlass zur Zülpicher Straße verlangt zu haben. "Die Beamten stellten mehrere Tausend Euro bei ihm sicher", hieß es.
Massenschlägerei am Aachener Weiher, Glasflaschen-Wurf auf Autofahrer
Auch in anderen Bezirken war die Polizei gefordert: So kam es am Nachmittag gegen 14.20 Uhr am Neumarkt in der Innenstadt zu einer unschönen Begegnung zwischen einem Autofahrer und mehreren Feiernden. Nach einem Streit sollen die Karnevalisten ihren Kontrahenten mit einer Glasflasche beworfen haben, wodurch der Autofahrer mehrere Schnittverletzungen im Gesicht und am Hals erlitt. Auch hier suchen die Beamten nach Zeugen!
Am Aachener Weiher ereignete sich gegen 16 Uhr eine Schlägerei, an der rund zehn Personen beteiligt waren. Demnach trat und schlug eine Gruppe einen am Boden liegenden Mann - die Polizei war jedoch schnell da und trennte beide Parteien. "Nach bisherigen Erkenntnissen erlitt einer der Beteiligten eine blutige Nase", schilderte der Sprecher.
An der Ulrepforte im Kölner Süden erlitt ein 20-jähriger E-Scooter-Fahrer gegen 18 Uhr bei einem Sturz schwere Gesichtsverletzungen. Der junge Mann hatte den Angaben zufolge rund 1,2 Promille im Blut und wurde in ein Krankenhaus gebracht.
Bis 21 Uhr stellten die Einsatzkräfte rund 40 alkoholisierte E-Scooter-Fahrer fest und ließen bei 24 von ihnen Blutproben entnehmen. Bei zehn E-Scooter-Fahrern war der Wert so hoch, dass die Polizisten die Führerscheine beschlagnahmten.
Titelfoto: Bildmontage: Oliver Berg/dpa, Thomas Banneyer/dpa, Christoph Reichwein/dpa