Kölner Internet-Phänomen und Antiquar Klaus Willbrand (†83) verstorben

Von Christoph Driessen

Köln - Über Instagram und Tiktok wurde der Kölner Antiquar und Literaturkenner Klaus Willbrand (†83) auf seine alten Tage plötzlich berühmt. Jetzt ist er "friedlich eingeschlafen".

Klaus Willbrand (†83) war der Gegenentwurf eines modernen Influencers: Er sprach über anspruchsvolle Themen und er biederte sich dabei weder an, noch setzte er sich in Szene.
Klaus Willbrand (†83) war der Gegenentwurf eines modernen Influencers: Er sprach über anspruchsvolle Themen und er biederte sich dabei weder an, noch setzte er sich in Szene.  © Rolf Vennenbernd/dpa

Schulterlange weiße Haare, leicht brüchige Stimme und im Hintergrund Bücher, Bücher, Bücher - das war das Szenario, mit dem Klaus Willbrand zum Social-Media-Star wurde. In kurzen Videos sprach er über die Großen der Literatur: Franz Kafka, Thomas Mann, James Joyce.

Unvereinbar mit den Anforderungen der sozialen Netzwerke sollte man meinen - doch weit gefehlt: Der durch und durch analoge Antiquar aus der Domstadt genoss besonders unter Schülerinnen und Schülern Kultstatus. Jetzt ist er weniger als ein Jahr nach Beginn seiner digitalen Karriere gestorben.

Der 83-Jährige sei am Mittwoch in einem Krankenhaus in seiner Heimatstadt Köln "friedlich eingeschlafen", sagte seine Digitalberaterin Daria Razumovych der Deutschen Presse-Agentur. Es sei ihm schon längere Zeit gesundheitlich nicht mehr so gut gegangen.

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Willbrands Liebe galt dem Antiquariat, das er im bürgerlichen Stadtteil Sülz betrieb. Als zukunftsfähig gelten solche Geschäfte im Allgemeinen nicht mehr. Und so stand auch Willbrand Anfang vergangenen Jahres kurz davor, seinen Laden schweren Herzens zu schließen.

Antiquariat von Klaus Willbrand soll weitergeführt werden

Lektorin Daria Razumovych war mit Klaus Willbrand befreundet und will sein Antiquariat in Köln-Sülz nun weiterführen.
Lektorin Daria Razumovych war mit Klaus Willbrand befreundet und will sein Antiquariat in Köln-Sülz nun weiterführen.  © Rolf Vennenbernd/dpa

Dann aber griff die befreundete Lektorin Daria Razumovych ein. Sie hatte Willbrand einige Jahre zuvor kennengelernt und war beeindruckt von seinem enormen literarischen Wissen. Das dürfe nicht verloren gehen, fand sie.

Der Rest ist die Geschichte eines Internet-Phänomens, das es so in Deutschland wohl noch nicht gegeben hat: Willbrand wurde binnen kürzester Zeit zum Social-Media-Star. Nach wenigen Monaten hatte er 100.000 Follower auf Instagram und mehr als 40.000 auf Tiktok.

Was wird nun aus seinem Lebenswerk, dem geliebten Antiquariat? "Ich werde, wenn alles klappt, das Antiquariat weiterführen", sagt Daria Razumovych. "Das war sein größter Wunsch."

Titelfoto: Rolf Vennenbernd/dpa

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