Gedenkveranstaltung: Heute vor 18 Jahren explodierte die Nagelbombe auf der Kölner Keupstraße

Köln – Am heutigen 9. Juni vor 18 Jahren detonierte in der Köln-Mülheimer Keupstraße eine ferngezündete Nagelbombe. Der Anschlag konnte auf die Neonazi-Terrorgruppe Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) zurückgeführt werden. Noch heute leiden die Überlebenden unter den Folgen des Attentats.

Die Keupstraße lebt von ihrem multikulturellen Miteinander, den vielen Shops, Menschen, Restaurants und Cafés. (Archivbild)
Die Keupstraße lebt von ihrem multikulturellen Miteinander, den vielen Shops, Menschen, Restaurants und Cafés. (Archivbild)  © Oliver Berg/dpa

Gegen 14.18 Uhr sind die beiden NSU-Kernmitglieder Uwe Mundlos (†2011) und Uwe Bönhardt (†2011) zum ersten Mal auf den Aufzeichnungen der Überwachungskameras zu sehen. Mundlos schiebt ein Damenrad, auf dessen Gepäckträger sich ein Hartschalenkoffer befindet. Darin liegt, eingewickelt in Watte, die Butan-Gasflasche, die genau 38 Minuten später explodieren wird.

Zu der Detonation kommt es vor einem Friseursalon in der Keupstraße. 5,5 Kilogramm Schwarzpulver und mehr als 700 Nägel fliegen, ausgelöst durch eine Fernsteuerung, durch die Luft.

22 Menschen werden verletzt, vier davon schwer. Etliche Ladenlokale werden verwüstet, Autos werden beschädigt. Erst Jahre später wird im NSU-Prozess das rassistische Motiv ermittelt.

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Obwohl in der Straße viele Kölnerinnen und Kölner mit Migrationshintergrund leben, sind sie es, die damals in den Fokus der Ermittlerinnen und Ermittler rückten. Nicht etwa die Neonazis, wie man annehmen könnte.

Die teils diskriminierende Polizeiarbeit und nicht zuletzt stigmatisierende Berichterstattung belastet viele Bewohnerinnen und Bewohner noch heute.

Stadt Köln macht auf Anschlag aufmerksam

Denkmal soll an grausame Tat erinnern

Seit jeher kämpfen die Bewohner und Unternehmer des Viertels für eine starke Erinnerungskultur. Daher soll ein Denkmal errichtet werden, welches an den grausamen Anschlag erinnert. Doch in den vergangenen Jahren hatte es immer wieder Streitigkeiten um das Grundstück gegeben, auf dem die Erinnerungsstätte errichtet werden soll.

Das Problem: Das vorgesehene Gelände gehörte einem privaten Investor, der es nicht zur Verfügung stellen wollte. Das hat sich nun aber geändert: Die neuen Investoren stellten der Stadt das Grundstück kürzlich zur Verfügung.

In den kommenden drei bis vier Jahren werde das Projekt realisiert, heißt es seitens der Stadt. Unter anderem handelt es sich dabei um ein virtuelles Gebäude, welches sich mit dem Smartphone errichten lässt.

Am heutigen Donnerstagabend um 18 Uhr ist eine Kundgebung an der Keupstraße Ecke Schanzenstraße geplant.

Titelfoto: Oliver Berg/dpa

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