Entgegen dem Trend: Warum der Kiosk in Köln weiter gefragt ist

Köln - 22.000 Kioske gibt es laut dem deutschen Handelsverband (HDE) bundesweit. 2500 haben in den letzten zehn Jahren dichtgemacht. In Köln sind die Büdchen, wo es Zeitungen, Getränke, Zigaretten und Co. zu kaufen gibt, aber nach wie vor äußerst beliebt. Die Zahl ist seit Jahrzehnten stabil. Woran liegt das?

Eine von vielen Büdchen, die in Köln regelmäßig Laufkundschaft mit dem Wichtigsten für den Tag versorgen. In der Domstadt halten sich Kioske trotz aller Krisen. (Archivbild)
Eine von vielen Büdchen, die in Köln regelmäßig Laufkundschaft mit dem Wichtigsten für den Tag versorgen. In der Domstadt halten sich Kioske trotz aller Krisen. (Archivbild)  © Federico Gambarini/dpa

Klar ist: Heutzutage haben viele Kioskbetreiber mit Konkurrenz zu kämpfen. Bier und Snacks gibt es schließlich auch an Tankstellen. Dazu drücken gestiegene Preise für Produkte, aber auch für Energie das Geschäft.

Dass die rund 780 Büdchen im Großraum Köln das bundesweite Kiosk-Sterben bislang nahezu unbeschadet überstanden haben, liegt laut Marco Hemmerling von der TH Köln an der sozialen Komponente.

"Hier kommen einfach alle zusammen. Studenten, Rentner, Manager. Da wird ein Zusammengehörigkeitsgefühl geschaffen. Hinzu kommt, dass viele Büdchen sich an die Bedürfnisse ihrer Kunden angepasst haben", meint der Wissenschaftler, der auch ein Buch über Kioske verfasst hat, gegenüber dem Kölner Stadt-Anzeiger.

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Neben Zeitungen und Zigaretten würden da mittlerweile schon mal auch andere Dinge in der Auslage liegen. Der Kaffee werde als italienische Spezialität verkauft und nicht wenige Büdchen bieten auch mal WLAN für die Dauer des Besuchs oder ein neues Handy-Ladekabel an.

Vom Trinkwasserspender zum WLAN-Versorger: Kioske in Köln waren und sind wandlungsfähig

Anders als in Köln heißen die Kioske im Ruhrgebiet "Trinkhallen": Dort, wie auf diesem Bild in Dortmund, sind sie sogar immaterielles Kulturerbe NRWs. (Archivbild)
Anders als in Köln heißen die Kioske im Ruhrgebiet "Trinkhallen": Dort, wie auf diesem Bild in Dortmund, sind sie sogar immaterielles Kulturerbe NRWs. (Archivbild)  © Marcus Simaitis/dpa

Vor allem aber spiegelt sich laut Hemmerling die Weltoffenheit der Domstadt in den Kiosken der Stadt wider: Kein Büdchen ist wie das andere und wer sich erstmal wohlfühlt, der kommt auch wieder. Besonders, wenn der Mann oder die Frau hinter der Theke ein offenes Ohr für die Kundschaft hat.

Angefangen hat es mit der Kiosk-Kultur an Rhein und Ruhr im 19. Jahrhundert. Um Arbeiter der Schwerindustrie und den Zechen mit Trinkwasser zu versorgen, wurden lokale Büdchen geschaffen. Deswegen heißen Kioske im Ruhrgebiet bis heute auch "Trinkhallen".

Inzwischen gibt es dort natürlich nicht mehr nur frisches Wasser zu kaufen. Und seit dem Wirtschaftswunder in den 1950er Jahren sind die Kioske so etwas wie der "Alles-Könner" für den täglichen Bedarf geworden. In Köln sind sie auch so etwas wie die ultimativen Treffpunkte - und das wird wohl auch noch lange so bleiben.

Titelfoto: Federico Gambarini/dpa

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