Köln - Die Kölner Kult-Band Brings hat im Zuge der sich geänderten Zeiten beschlossen, einen beliebten Song aus ihrem Repertoire künftig nicht mehr live zu spielen. Der Titel "Indianerland" hat ein ähnliches Problem wie das bereits zuvor unter dem Brennglas gewesene Lied "Sonderzug nach Pankow" von Udo Lindenberg (78).
"Wir spielen den Song 'Indianerland' nicht mehr, weil er zu Missverständnissen führen könnte", begründete Bandleader Peter Brings (60) die Entscheidung gegenüber der "Rheinischen Post".
In dem Song heißt es (übersetzt ins Hochdeutsche): "Denn wir sind Indianer, Rot-Weiß ist unser Stamm, das ist und bleibt Indianerland! Es tut gut, wenn man weiß, wo man hingehört."
Gemeint ist mit dem Rot-Weiss aber tatsächlich das 'Rut und Wiess', das so typisch für die kölsche Kultur ist. Die Aneignung in Sachen Indianer, ein gut gemeinter Scherz zu Karneval, zieht aber in der heutigen Zeit offenbar nicht mehr. Darum wird ihn die Band auch dieses Jahr am 11. November nicht in Köln live performen.
Es ist bereits der zweite Song, der innerhalb kürzester Zeit einer neu entfachten Sprachdebatte zum Opfer gefallen ist. Erst vor wenigen Tagen hatte der Chor der Berliner Stiftung "Humboldt Forum" beschlossen, bei seiner Interpretation des Udo-Lindenberg-Liedes "Sonderzug nach Pankow" den Begriff "Oberindianer", der im Text vorkommt, zu streichen. Lindenberg hatte damit im Jahr 1983 den damaligen Staatsführer der DDR Erich Honecker (†81) gemeint.
Die Begründung: Es könne aus heutiger Sicht diskriminierend wahrgenommen werden. Die Folge war eine deutschlandweite Debatte über die Frage, was bei Songtexten aus der Vergangenheit noch erlaubt sei und was nicht.
Peter Brings über Sprach-Shitstorm zu Udo Lindenberg: "Darf man alles nicht zu ernst nehmen!"
Eine Diskussion, die Peter Brings nicht nachvollziehen konnte: "Ich habe die Aufregung darum nicht verstanden. Er meinte ja damit, dass Honecker nicht demokratisch gewählt wurde. Lindenberg verarscht sich ja selbst auch als Jodeltalent", so der Kölner Musiker.
All das dürfe man vor dem Hintergrund der Kunstfreiheit nicht zu ernst nehmen. Und gerade der Karneval sei ja dazu da, auf Rheinisch gegen die da oben zu treten, erklärte der 60-Jährige.
Ähnlich sieht es auch ein anderer Kölner Kult-Musiker: Der Sänger der Band BAP Wolfgang Niedecken (73) hatte Lindenberg ebenfalls öffentlich verteidigt.