Bedrohtes Tiger-Paar will sich nicht fortpflanzen: Pfleger machen kurzen Prozess
Köln – Amurtiger sind stark vom Aussterben bedroht. Im Kölner Zoo leben zwei der majestätischen Tiere, doch es gibt ein Problem, denn das Duo will sich partout nicht fortpflanzen. Deshalb haben die Pfleger jetzt kurzen Prozess gemacht.
Das Weibchen Akina und der achtjährige Zuchtkater Sergan harmonieren nicht miteinander, wie es die Mitarbeiter des Domstädter Zoos ausdrücken. Dabei ist es dringend notwendig, dass es mal wieder neuen Nachwuchs bei den Amurtigern gibt.
Von den Sibirischen Tigern, wie sie auch genannt werden, gibt es nach Schätzungen von Experten in der freien Wildbahn nur noch etwa 4500 Tiere. Um ihren Fortbestand zu gewährleisten, ist die Zucht der Raubkatzen enorm wichtig.
Weil das im Kölner Zoo zuletzt aber einfach nicht klappen wollte, gibt es nun eine drastische Maßnahme. Das Tiger-Weibchen wurde kurzerhand ausgetauscht!
Anstelle von Akina streift seit Ende Juli Artgenossin Katinka durch das Außengehege nahe dem Rhein. Sie stammt aus Nürnberg, wo im Gegenzug jetzt Akina ein neues Zuhause gefunden hat.
Die Pfleger haben die Hoffnung, dass sich durch den Weibchen-Tausch neue Paare bilden, die bereit sind, Nachwuchs miteinander zu zeugen. Katinka wurde zu diesem Zweck mit Sergan zusammengesteckt. In Bayern trifft Akina auf den neu hinzugekommenen Kater Manu.
In Köln und Nürnberg: Liebesrausch dank Weibchen-Tausch?
Ob das Wechselmanöver seinen gewünschten Zweck erfüllt, wird sich erst in Zukunft zeigen. "Zusammenführung und Zucht bei Raubkatzen klappen leider nicht immer. Das ist nichts Ungewöhnliches, auch wenn die Tiere genetisch gut zusammenpassen", erklärte Alexander Sliwa, Kurator des Kölner Zoos.
Katinka zähle aufgrund ihrer Abstammung zu den genetisch besonders wertvollen Tigern dieser Art in Europa. In ihrem ehemaligen bayerischen Zuhause war es ihr schon einmal gelungen, Jungtiere großzuziehen. Im Sommer 2015 hatten dort gleich zwei Mini-Raubkatzen das Licht der Welt erblickt.
Gründe für die Bedrohung der außergewöhnlichen Vierbeiner sind unter anderem die Zerstörung ihrer natürlichen Lebensräume - etwa im Amur- und Ussuri-Gebiet des russischen Fernen Ostens und im angrenzenden Nordostchina - sowie die aktive Jagd nach ihnen.
Wilderer töten die Tiger zur Verwendung in der traditionellen chinesischen Heilmedizin, denn diese spricht jedem Körperteil des Sibirischen Tigers eine heilende Wirkung zu.
Im Kölner Zoo gelten die seltenen Tiere als echte Zuschauermagneten. 2020 hatten die Verantwortlichen für rund zwei Millionen Euro einen aufwendig modernisierten Bereich für Amurtiger eröffnet.
Titelfoto: Kölner Zoo/W. Scheurer