Kardinal Woelki kassiert heftige Kritik aus den eigenen Reihen: "Schock sitzt tief"
Köln/Bonn – Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki (64) steht weiter in der Kritik - auch in den eigenen Reihen.
"Die Krise im Erzbistum Köln nimmt kein Ende", sagte der oberste katholische Repräsentant in Bonn, Stadtdechant Wolfgang Picken (53), der Deutschen Presse-Agentur.
Seit Januar seien im Erzbistum Köln schon mehr Menschen aus der Kirche ausgetreten als sonst in einem ganzen Jahr.
Woelki hatte in den vergangenen Tagen eine Personalentscheidung aus dem Jahr 2017 verteidigt. Damals hatte er einen Pfarrer zum stellvertretenden Stadtdechanten von Düsseldorf befördert, der zuvor zugegeben hatte, zusammen mit einem 17 Jahre alten Prostituierten masturbiert zu haben.
Der Pfarrer habe Reue gezeigt und deshalb eine zweite Chance verdient gehabt, hatte dazu Woelkis Stellvertreter, Generalvikar Markus Hofmann (53), in einem Interview im WDR gesagt.
"Der Schock über die Aussage des Generalvikars sitzt tief, weil sie befürchten lässt, man würde Ähnliches wieder tun und Missbrauchstäter in leitende Kirchenpositionen befördern, um ihnen eine Chance zu geben", sagte Picken. "Das empört viele und lässt vermuten, dass man wenig dazugelernt hat."
Bonner Stadtdechant Wolfgang Picken befürchtet "Schaden ungekannten Ausmaßes"
Der Missbrauch von Minderjährigen liege fast immer in der Persönlichkeitsstruktur begründet, so Picken weiter.
"Hier in den alten sakralen Terminologien von Reue, Beichte oder Umkehr zu sprechen, ist völlig unangemessen - als ob Bedauern etwas an der Veranlagung eines Missbrauchstäters ändern würde."
Woelki und Hofmann müssten zugeben, dass die Beförderung des Pfarrers ein Fehler gewesen sei, forderte Picken. Ob dieses Signal allerdings ausreiche, um das Erzbistum aus seiner derzeitigen Krise herauszuführen, sei fraglich.
"Wenn die Bistumsleitung nicht schnell zu klaren Konsequenzen bereit ist, dann steht ein Schaden ungekannten Ausmaßes für das Erzbistum Köln und die Kirche in Deutschland zu befürchten", sagte Picken.
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