Immer mehr Bedarf: Stadt Köln will mehr Drogenkonsum-Räume anbieten
Köln - Wer regelmäßig am Kölner Neumarkt unterwegs ist, wird es schon häufiger beobachtet haben: Der Platz ist seit Jahren ein Ort, an dem Suchtkranke ihre Drogen zu sich nehmen. Um den Konsum weg von der Straße zu bekommen, hatte die Stadt deswegen extra Räumlichkeiten bereitgestellt. Mittlerweile wird das Angebot so gut angenommen, dass es ausgeweitet werden soll.
Wie der Kölner Stadt Anzeiger berichtet, wurden die Konsumräume laut Angaben der Stadt zuletzt rund 190-Mal am Tag benutzt. Zum Vergleich: In der letzten Septemberwoche 2022 waren die Räume im Schnitt lediglich 109-mal am Tag besucht worden. Der Bedarf ist im Vergleich zur Anfangsphase also deutlich gestiegen.
Das hat auch mit dem auffallend hohen Anstieg von Crack-Konsumenten zu tun. Seit November 2023 hätte die Zahl derjenigen, die die Mixtur aus Kokainsalz und Natron zu sich nehmen, stark zugenommen. Die Konsumvorgänge bei dieser Droge sind deutlich kürzer, weil die Wirkung nicht so lange anhält.
Dass die Drogenkonsumräume aber nur ein Teil der Lösung sein können, zeigt diese traurige Statistik: Innerhalb von neun Jahren hat sich die Zahl der Drogentoten in Köln mehr als verdoppelt. Im vergangenen Jahr sind 97 Menschen am exzessiven Drogenkonsum gestorben, wie aus der Kriminalstatistik hervorgeht. Die Dunkelziffer könnte noch um ein Vielfaches höher sein.
Trotzdem ist die Stadt Köln weiter von den Drogenkonsumräumen überzeugt, vor allem weil es den Suchtkranken die Möglichkeit bietet, unter hygienischeren Bedingungen zu konsumieren.
Aus diesem Grund will die Stadt das Angebot auch noch ausweiten. Aktuell gibt es Drogenkonsumräume am Neumarkt und am Hauptbahnhof. Weitere sind für die Stadtteile Mülheim und Kalk geplant. Allerdings müssten noch Hilfsträger gefunden werden, die das Angebot vor Ort unterstützen.
Konsumräume allein reichen nicht: Anwohner fordern weiter Umgestaltung des Neumarkts
Diese Mitarbeitenden könnten den Suchtkranken künftig auch helfen, die mitgebrachten Drogen vor dem Konsum auf lebensgefährliche Streckmittel zu untersuchen. Das werde laut der Stadt aktuell geprüft.
Fest steht aber auch: Die Konsumräume allein werden die Probleme der Anwohner und Drogensüchtigen vor Ort nicht lösen. Im Oktober 2023 hatte die Interessengemeinschaft Neumarkt einen Brandbrief an Oberbürgermeisterin Henriette Reker (67, parteilos) geschickt. Mit der Forderung, dass der Platz mehr für Außengastronomie und Veranstaltungen genutzt wird, um ihn für Drogenkonsumenten unattraktiv zu machen.
Das wurde allerdings seitens der Stadt als nicht umsetzbar zurückgewiesen.
Titelfoto: Philipp von Ditfurth/dpa