Polizei rudert nach "brutalem Angriff" auf zwei Mädchen zurück: War doch alles ganz anders?

Grevesmühlen - Nach dem mutmaßlich rassistischen Angriff auf zwei ghanaische Kinder in Grevesmühlen (Mecklenburg-Vorpommern) hat die Polizei ein Hinweisportal eingerichtet.

Am vergangenen Freitag wurden zwei ghanaische Kinder im Ploggenseering in Grevesmühlen von Jugendlichen attackiert. Es war wohl ein rassistischer Angriff.  © NonstopNews/Sandra Beckefeldt

Wie die Beamten am heutigen Montag mitteilten, hat der Staatsschutz inzwischen die Ermittlungen übernommen. Demnach gehen die Beamten bereits einigen Hinweisen nach, werten zudem erstes Bildmaterial aus.

Dennoch bitten die Polizisten die Bevölkerung weiterhin um Mithilfe. Dazu wurde ein Hinweisportal eingerichtet, auf dem sich weitere Zeugen melden und gegebenenfalls auch Bilder und Videos hochladen können.

Das Hinweisportal ist unter folgendem Link zu erreichen: https://mv.hinweisportal.de. Zudem können sich Zeugen weiterhin unter der Rufnummer 03841-203156 oder an jeder Dienststelle melden.

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Am Abend teilte ein Sprecher den aktuellen Ermittlungsstand mit. Demnach habe das achtjährige Mädchen keine körperlichen Verletzungen erlitten, die auf die zunächst geschilderte Tat hindeuteten.

Vielmehr wollte das Kind mit seinem Roller an einem Jugendlichen vorbeifahren, dieser versperrte ihr allerdings mit seinem ausgestreckten Bein den Weg und traf sie mit seiner Fußspitze. Eine größere Gruppe Jugendlicher habe sich zu diesem Zeitpunkt in der Nähe aufgehalten. Die beiden Mädchen hätten sich daraufhin verängstigt und weinend an ihre Eltern gewandt, so die Polizei.

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Rassistischer Angriff in Grevesmühlen sorgte bundesweit für Entsetzen

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (53, SPD) verurteilte den rassistischen Angriff auf der Plattform X scharf. (Archivfoto)  © Michele Tantussi / AFP

Die Erwachsenen wollten die Jugendlichen daraufhin zur Rede stellen, dabei kam es zu verbalen und körperlichen Auseinandersetzungen, wobei auch fremdenfeindliche Beleidigungen geäußert worden seien.

Ursprünglich hieß es, die beiden Mädchen wären aus einer Gruppe von etwa 20 Jugendlichen heraus angegriffen worden. Der Achtjährigen soll dabei unter anderem ins Gesicht getreten worden sein. Als die Eltern der beiden Schwestern hinzukamen, wurden auch diese attackiert und rassistisch beleidigt. Die Achtjährige und ihr Vater wurden bei dem Angriff leicht verletzt.

Der vermeintlich brutale Angriff hatte bundesweit für Entsetzen gesorgt. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (53, SPD) schrieb auf X (ehemals Twitter): "Kinder rassistisch zu beschimpfen und brutal zu attackieren, zeugt von dumpfem Hass und unfassbarer Unmenschlichkeit."

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Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (50, SPD) verdeutlichte: "Wir dürfen nicht zulassen, dass Hass und Hetze unsere Gesellschaft vergiften und Gewalt unsere Kinder bedroht. Diese abscheuliche Tat muss rasch Konsequenzen haben. Rassismus und Gewalt sind widerlich. Das gilt erst recht, wenn Kinder angegriffen werden."

Grevesmühlens Bürgermeister Lars Prahler zeigte sich nach dem Angriff "einfach fassungslos".

Erstmeldung, 17. Juni, 13.07 Uhr; zuletzt aktualisiert um 19.11 Uhr.

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