Vermisste Inga (5) bei Stendal: Haben Ermittler schwere Fehler begangen?
Stendal - Im Jahr 2015 ging die fünfjährige Inga in ein Waldstück bei Wilhelmshof (Landkreis Stendal) zum Holzsammeln. Bis heute ist das Mädchen spurlos verschwunden. Anwälte der Eltern erheben jetzt schwere Vorwürfe gegen die Ermittler.
Es war eine der größten Suchaktionen im Norden Sachsen-Anhalts. Hunderte Einsatzkräfte der Polizei durchsuchten damals mehrere Tage die Wälder nach dem kleinen Mädchen und nach Hinweisen.
Auch Aktenzeichen XY... Ungelöst und Kripo Live berichteten über den Fall und suchten nach Zeugen.
Bis heute weiß niemand, was genau vorgefallen war oder wo Inga abgeblieben ist.
Auf einer neuen Webseite, die zur Aufklärung der Geschehnisse beitragen soll, schreibt Ingas Mutter mit emotionalen Worten: "Meiner damals fünfjährigen Tochter Inga ist unermessliches Leid und schwerwiegendes Unrecht widerfahren. Ich weiß nicht, ob Inga noch am Leben ist, aber ich habe zu keinem Zeitpunkt gefühlt, dass sie es nicht mehr ist. Mein eigenes Leben verbringe ich seither in quälender Ungewissheit. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an Inga denke. Ich will trotz allem am Leben bleiben für meine anderen Kinder und damit ich da bin, falls Inga eines Tages gefunden wird."
Wie der Website zu entnehmen ist, verbirgt sich dahinter eine Gruppe von Anwälten. Zusammen mit Privatermittlern erhoffen sie sich dadurch neue Ansatzpunkte in dem Vermisstenfall.
"Es gibt eine Spur, wir müssen diese nur finden. Ein Mensch kann nicht einfach so innerhalb weniger Minuten vom Erdboden verschwinden", schreibt der beteiligte Rechtsanwalt Steffen Tzschoppe.
Neue Erkenntnisse und Fragen sollen dann an die Staatsanwaltschaft Stendal weitergegeben werden.
Ging die Polizei Hinweisen nicht nach? Innenausschuss muss Antwort geben
In einem Interview zwischen Tzschoppe und der Volksstimme erklärt dieser, dass es ein Schreiben an die Innenministerin Tamara Zieschang (52, CDU) gegeben hat. Darin werden schwere Vorwürfe gegen ehemalige Ermittler und eine "unabhängige Prüfgruppe" erhoben.
Diese Gruppe habe im September 2019 nach elf Tagen ihre Arbeit wieder eingestellt. Ein Jahr nach ihrer Arbeit wurden mehrere Seiten der Ermittlungsakte hinzugefügt.
Diese Seiten hätten jedoch anderen Gruppenmitgliedern nicht mehr zur Verfügung gestanden.
Auch ein Abschlussbericht vom Leiter dieser Prüfgruppe habe durch die Ermittler nicht mehr gelesen werden dürfen.
Nach einem Antrag von Abgeordnete der Linken und der SPD soll dieses Thema im Innenausschuss des Landtags am 9. März behandelt werden.
Die Innenministerin und die Staatsanwaltschaft sollen dann zu den Vorgängen Stellung nehmen.
Titelfoto: Bildmontage: Lukas Schulze/dpa, Polizei Stendal/dpa