Rudy Farias war nie wirklich verschwunden! Polizei ermittelt zu schrecklichem Verdacht
Texas (USA) - Rudy Farias (26) verschwand am 6. März 2015. Es glich einem Wunder, als man ihn acht lange Jahre später am 29. Juni 2023 fand. Doch offenbar war Farias gar nicht wirklich verschwunden. Im Zuge der Ermittlungen konnte die Polizei einige Unstimmigkeiten aufdecken, darunter etliche Lügen seiner Mutter, Missbrauchsvorwürfe, ein falsches Alter und einen verstorbenen Bruder mit dem gleichen Namen.
Rudy Farias' wundersames Auftauchen nach acht langen Jahren soll nicht das Happy End eines längst verloren geglaubten Vermisstenfalls sein. Das Newsportal Insider sprach mit der Ermittlerin Brenda Paradise, die an dem Fall arbeitet.
"Irgendwas stimmt nicht", sagte sie. "Hier ist etwas Dunkles und Schmutziges."
Der Insider nahm Kontakt zu drei weiteren Ermittlern auf, die seit 2015 mit dem Fall betraut wurden. Alle äußerten Bedenken, dass Rudys Mutter Janie Santana sie jahrelang belog.
Rudy soll zwischen 2015 und 2023 immer wieder beim Haus seiner Familie gesichtet worden sein. War er wirklich verschwunden? Laut Rudys eigener Aussage vom vergangenen Mittwoch gegenüber des Houstoner Aktivisten Quanell X (52) war er nie weg, sondern wurde nach dem Selbstmord seines Vaters Rudy Farias III. im Jahr 2014 von dessen Mutter weggesperrt. Sie soll ihn körperlich sowie sexuell missbraucht haben, um seinen Vater zu "ersetzen".
Bisher äußerten sich weder Polizei noch Farias Mutter zu den neuen Entwicklungen um den Vermisstenfall. Zwischenzeitlich wurde angenommen, Janie Santana könne aufgrund der schweren Anschuldigungen ihres eigenen Sohnes, der mit etlichen alten und frischen Wunden gefunden und ins Krankenhaus gebracht wurde, in Untersuchungshaft sein.
Hierzu gab die Polizei am gestrigen Donnerstag jedoch bekannt, dass derzeit keine Anklage gegen die Mutter laufe.
Aktivist Quanell X erklärt nach dem Treffen mit Rudy, was ihm seine Mutter angetan haben soll
Rudy erzählte Quanell X, was sich in den Jahren seines vermeintlichen Verschwindens im Haus der Familie abgespielt haben soll. Seine eigene Mutter soll ihn mit Drogen gefügig gemacht haben, um ihn zu missbrauchen.
Den Tränen nahe erklärte Quanell: "Sie hat ihn dazu gebracht, mit ihm im Bett zu schlafen. Und er hat gesagt, dass sie ihn hat Daddy spielen lassen."
Rudy hatte einen Bruder mit dem gleichen Namen
In einer Pressekonferenz vom gestrigen Donnerstag wurde nicht näher auf die grausamen Dinge eingegangen, die sich hinter verschlossenen Türen der Familie abgespielt haben sollen. Die Polizei gab jedoch an, dass Rudy bereits am 8. März, einen Tag, nachdem er vermisst gemeldet worden war, wieder auftauchte.
"Mutter Janie hat die Polizei weiterhin getäuscht", sagte Christopher Zamora von der Polizeibehörde von Houston. Sie habe das "Verschwinden" ihres Sohnes für mehrere Spendenaufrufe genutzt und behauptete sogar, mexikanische Menschenhändler hätten ihren Sohn entführt. Steckte in Wahrheit seine eigene Mutter hinter einem jahrelangen Leidensweg von Rudy?
Auch sein Alter sorgte für Verwirrung. War er 17 oder 18, als er verschwand? Und ist er heute 25 oder 26 Jahre alt?
Denn Rudolph "Rudy" Farias IV., geboren im Oktober 1996, hatte offenbar einen jüngeren Bruder namens Rudy Gabriel Farias IV., geboren im Juli 1997. Der jüngere Bruder soll bei einem Motorrad-Unfall ums Leben gekommen sein - wann, ist unklar.
Anhand der Geburtsdaten, welche die Polizei mit dem Geburtenregister in Texas verglich, muss der ältere Bruder, der 2015 als vermisst gemeldet wurde, 18 und nicht 17 gewesen sein, als er verschwand.
Mutter log seit Jahren
Laut Ermittlerin Paradise war das falsche Alter des verschwundenen Rudy eine weitere Lüge seiner Mutter: "Er war 18, als er vermisst wurde", erklärte sie.
"Heute Abend habe ich das Original-Aufnahmeformular gefunden. Daraus geht hervor, dass die Mutter das falsche Datum angegeben hat. Sie sagte, er sei 17." Santana wollte auch keine aktuellen Bilder ihres Sohnes zur Verfügung stellen.
Das Bild auf den Flugblättern zeigt ihn im Alter von 14 Jahren. "Sie sagte mir, dass sie dachte, wenn er jünger aussehe, gäbe es mehr Einfühlungsvermögen", so Brenda Paradise.
Im Zuge der Suche nach dem "17-Jährigen" fand man einen Rucksack, der einen Asthma-Inhalator enthielt. Santana schwor, dass es sich um den Rucksack ihres Sohnes handelte.
"Rudy hatte noch nie Asthma", erklärte die Ermittlerin. "In dem Rucksack befanden sich die Hausaufgaben eines Grundschulkindes, und die gehörten auch nicht Rudy", fügte sie hinzu.
"Aber die Mutter hatte immer wieder geschworen, dass es seins sei."
Waren selbst die Krankenhausbilder von Rudy gefakt?
Auch die Krankenhausbilder, welche die Familie nach Rudys wundersamem Auftauchen auf Facebook postete, weckten Misstrauen bei Paradise. Denn er sei von seiner Mutter ins Krankenhaus gefahren wurden.
"Es sieht nicht aus wie irgendein Krankenhaus in Houston, das ich je gesehen habe", sagte sie über die Schnappschüsse.
"Ich meine, Gott, ich würde gerne hören, dass er gefunden wurde und Hilfe bekommt", fügte sie hinzu. "Aber ich vertraue einfach nichts, was von dieser Familie kommt."
Die Ermittlungen zu dem Fall, der immer kurioser zu werden scheint, dauern an. Während Polizei und die Mutter des vermeintlich vermissten Rudy Farias sich bedeckt halten, wurde dieser in psychologische Obhut übergeben, um sein Trauma zu verarbeiten.
Er selbst sei noch nicht in der Lage, eine polizeiliche Aussage zu machen.
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