Vermisste Yolanda aus Leipzig: Familie muss Weihnachten ohne ihre Tochter verbringen
Leipzig - Was ist mit Yolanda passiert? Die 23-jährige Studentin aus Leipzig ist auf den Tag genau seit drei Monaten verschwunden. Die Polizei steht seit nunmehr 13 Wochen vor einem bislang unlösbaren Rätsel. Bisherige Suchaktionen endeten im Nichts. Yolandas Familie muss das Weihnachtsfest mit einer riesigen Unklarheit verbringen.
25. September 2019. Die Architektur-Studentin Yolanda K. verlässt gegen 15 Uhr ihre Wohngemeinschaft in der Körnerstraße. Klar ist, dass sie zum 20 Kilometer entfernten Möbelhaus IKEA nach Günthersdorf fahren wollte - höchstwahrscheinlich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Nach ihrer Rückkehr sollte es mit einer Freundin zu einer Hochschulveranstaltung nach Halle gehen.
"Ob die Studentin in Günthersdorf angekommen ist, ist nicht gewiss", sagte Polizeisprecherin Katharina Geyer einen Tag nach dem Verschwinden der 23-Jährigen. Der heißeste Ansatzpunkt ist zunächst eine am Abend des Verschwindens von einem Fährtenhund aufgenommene Spur von Yolandas WG zur Haltestelle Südplatz auf der Karl-Liebknecht-Straße. Dort verlor sich diese allerdings.
Offenbar versäumten es die Ermittler, die Kameraaufzeichnungen aus der möglicherweise genutzten Straßenbahn zu sichern. Diese werden zyklusweise innerhalb von etwa 24 bis 36 Stunden überschrieben. Die heißeste Spur verlief also gleich am Anfang im Sande.
Bei ihrer Freundin meldete sich Yolanda am 25. September nicht mehr. "Auch in ihre WG kehrte sie nicht zurück", weiß Polizeisprecherin Geyer.
Yolandas Papa spricht bei "Kripo live"
Vier Tage nach dem Verschwinden war der Vater der Vermissten zu Gast in der MDR-Sendung "Kripo live" (TAG24 berichtete).
Eine Woche zuvor besuchte der Baden-Württemberger seine Tochter, die "völlig lebendig" gewirkt habe. "Sie hatte Spaß, hat sich gefreut, dass wir uns sehen können." Andeutungen, es könnte Probleme geben, habe die 23-Jährige nicht gemacht.
Zu den plötzlich auftretenden Ohnmachtsanfällen, unter denen Yolanda leidet, sagte er am 29. September: "Wir hatten einen ähnlichen Fall zuletzt vor vier Wochen. Sie erzählte auch, sie fühle sich ganz schwach und kann nicht mehr und dann gibt es auch solche Zusammenbrüche." Normalerweise erhole sie sich nach ein paar Minuten aber wieder und ihr gehe es danach wieder gut.
Eine Sache kann schon ausgeschlossen werden!
Das von einem privaten Fallanalytiker aufgestellte Szenario, Yolanda sei möglicherweise nicht mit der Buslinie 131 vom Westplatz aus zu IKEA gefahren, sondern an der Kreuzung Kurt-Eisner-Straße in die Linie 74 eingestiegen, die am Lindenauer Markt ohne Umstieg zur Linie 130 wird und nach Dölzig fährt, konnte der Sprecher der Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) bereits theoretisch ausschließen. "Laut unseren Fachexperten und Planern ist dies nur am Sonntag so", sagte Marc Backhaus auf TAG24-Nachfrage. Yolanda verschwand aber an einem Mittwoch.
In Dölzig, so der Fallanalytiker, der durch seine Eingebungen den Ermittlern in anderen Vermisstenfällen entscheidende Hinweise geben konnte, habe die wanderfreudige 23-Jährige an der Kirche ausgestiegen und dann über das Gewerbegebiet und einen Schotterweg am Saale-Elster-Kanal entlang gelaufen können, um das IKEA-Möbelhaus zu erreichen.
Polizei durchkämmt IKEA-Gebiet und sucht neben einer Hochschule in Halle nach der Leiche
Zwei Wochen nach der Vermisstenmeldung durchkämmten etwa 100 Einsatzkräfte den Bereich um den Saale-Elster-Kanal, suchten mit Tauchern darin. Vergeblich.
Über mögliche Kameraaufzeichnungen aus dem IKEA-Markt halten sich die Ermittler zurück. "Dazu kann derzeit aufgrund der laufenden Ermittlungen keine Auskunft erteilt werden", sagte Andreas Ricken, Sprecher der zuständigen Leipziger Staatsanwaltschaft. Die laufenden Ermittlungen sind auch Anlass für IKEA-Sprecherin Kim Steuerwald, TAG24 keine Auskunft zu geben.
Nach einem weiteren Sucheinsatz in Günthersdorf am 15. Oktober blieb es neun Wochen ruhig, ehe letzte Woche Dienstag und Mittwoch der Blick auf die Saalestadt Halle fiel. Am Uni-Campus der Burg Giebichenstein und dem umliegenden Mühlgraben suchten die Ermittler unter anderem mit zehn Tauchern und zwei Spürhunden nach Spuren, nachdem es offenbar Hinweise auf diesen Bereich gab.
"Gefunden wurde die Vermisste nicht", sagte Staatsanwaltschafts-Sprecher Ricken TAG24. Einen Zusammenhang mit der 2014 unweit dieses Bereichs gefundenen Leiche von Mariya Nakovska (†29), deren Mord noch nicht aufgeklärt werden konnte, sieht er hingegen nicht. "Anhaltspunkte dafür, dass beide Fälle im Zusammenhang stehen, gibt es nach derzeitigem Stand nicht."
Es werde weiterhin in alle Richtungen ermittelt. Weder ein freiwilliges Verlassen des Umfelds, noch ein Verbrechen oder ein Unfall könne aktuell ausgeschlossen werden.
Wenn Ihr Hinweise zum Verschwinden von Yolanda K. (23) habt, meldet Euch bitte beim Polizeirevier Leipzig-Zentrum, Dimitroffstraße 1 in 04107 Leipzig, Tel. 034196634224.
Titelfoto: Montage: Polizei Leipzig + Nico Zeißler