Kein Vertrauen in die Polizei: Angehörige ermitteln im Fall der seit 1999 verschwundenen Hilal Ercan selbst
Hamburg/Leipzig - Im Januar 2024 wird sich das Verschwinden des damals zehnjährigen Mädchens Hilal Ercan bereits zum 25. Mal jähren. Hilals Familie hat die Hoffnung immer noch nicht aufgegeben, zumindest die sterblichen Überreste des Kinds zu finden - und führt auf der Suche danach ganz eigene Ermittlungen abseits der Polizeibehörde.
"Kripo Live - Tätern auf der Spur" rollte die jüngsten Entwicklungen im Fall Hilal Ercan erneut auf und ließ ihre Familie zu Wort kommen.
"Ich glaube nicht mehr daran, dass die Polizei den Fall lösen wird oder will. Wir haben es abgehakt. Aber ich als Bruder oder wir als Familie werden alles daran setzen, denn Fall zu lösen", versprach ihr Bruder Abbas Ercan erst zum 24. Jahrestag ihres Verschwindens im Januar.
Zum Zwecke der privaten Ermittlungen abseits der Polizei Arbeit hat die Familie und weitere Angehörige den Verein Opferinteressen von Kindern e.V. gegründet.
Am 27. Januar 1999 hatte Hilal ein gutes Halbjahreszeugnis nach Hause gebracht. Der Vater erlaubte der Tochter, sich Süßigkeiten im benachbarten Einkaufszentrum Elbgaupassage im Stadtteil Lurup zu kaufen, von dort kehrte das Kind nicht mehr zurück. Zunächst konzentrierten sich die Ermittlungen der Polizei auf die Familie.
Polizei fokussierte Ermittlungen zunächst auf Familie der Vermissten
"Für den Staat war es so: Ein kleines, türkisches Mädchen wurde entführt und das Erste, was sie denken, ist, dass sie zwangsverheiratet und in die Türkei geschickt wurde", kritisierte Sandra E., die damalige beste Freundin von Hilal.
Erst nachdem sich dieser Verdacht nicht erhärtet hatte, begann die Behörde wegen eines mutmaßlichen Sexualdeliktes zu ermitteln - und das, obwohl bereits wenige Tage nach ihrem Verschwinden 23 Hinweise auf einen rotblonden, korpulenten Mann eingegangen waren, den Zeugen mit Hilal gesehen haben wollten.
"Bei diesem Fall handelt es sich um eines der ältesten und umfangreichsten, ungelösten Tötungsdelikte. Die Ermittlungsakte um Hilal Ercan umfasst mehr als 100 Leitzordner", erklärte Staatsanwältin Liddy Oechtering.
Was der letzte Ermittlungsansatz des Vereins Opferinteressen von Kindern e.V. war und welche neuen Erkenntnisse er den Angehörigen verschaffte, seht Ihr in der gesamten Folge in der MDR-Mediathek.
Titelfoto: MDR