Fast 500 Vermisste in Sachsen: So viele Fälle sind noch ungeklärt

Dresden - Hunderte Menschen werden in Sachsen derzeit vermisst. Aktuell sind nach Angaben des Innenministeriums in Dresden 479 Fälle ungeklärt.

Um größere Gebiete abzusuchen, können auch Hubschrauber der Polizei eingesetzt werden.
Um größere Gebiete abzusuchen, können auch Hubschrauber der Polizei eingesetzt werden.  © Sebastian Willnow/dpa

Entsprechende Fahndungen blieben in der Regel 30 Jahre bestehen. Bei der Polizei gingen täglich Vermisstenanzeigen ein, allein in der Leipziger Direktion seien es 2500 bis 3000 pro Jahr, sagte eine Sprecherin.

Die Spanne reicht vom jugendlichen Ausreißer über ein fehlendes Kind oder verirrte Senioren bis zum Opfer eines Verbrechens. Allerdings: "Die meisten Fälle lösen sich relativ schnell in Wohlgefallen auf, weil die Vermissten plötzlich wieder da sind oder die Personen durch verschiedene Umstände schnell gefunden werden."

Betroffen seien ausnahmslos alle Altersgruppen - vom Kind über jugendliche Dauerausreißer bis zum Senior. Dabei gelten Kinder als vermisst, wenn sie ihr gewohntes Lebensumfeld verlassen haben und ihr Aufenthaltsort unbekannt ist.

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In allen Fällen werden den Angaben nach Kontaktpersonen und Wohnumfeld, aber auch Krankenhäuser und andere mögliche Aufenthaltsorte geprüft. "Besteht Gefahr für Leib und Leben, werden die Suchmaßnahmen entsprechend erweitert", sagte die Ministeriumssprecherin. Es könnten Hubschrauber eingesetzt oder größere Gebiete abgesucht werden. "Bei Kindern wird immer Gefahr für Leib und Leben angenommen."

Menschen spurlos in Sachsen verschwunden

Wer über zehn Jahre als vermisst gilt, kann vom Gericht amtlich für tot erklärt werden.
Wer über zehn Jahre als vermisst gilt, kann vom Gericht amtlich für tot erklärt werden.  © Jens Büttner/dpa-Zentralbild

Im Juni 2013 etwa verschwand eine damals 87-Jährige samt Rollator in Chemnitz, "sie wurde seither nie wieder gesehen".

Dabei wurde wiederholt nach ihr gesucht, es gab auch Hinweise von Zeugen. Der Vermisstenfall einer damals 49-Jährigen datiert vom Oktober 1993 - dort sollen mittels DNA-Abgleich bei einer nahen Verwandten nun unbekannte Totenfälle geprüft werden.

Die Vermisstensache eines 19-Jährigen vom Januar 2022 in Leipzig wurde wegen Ungereimtheiten schnell zum Kriminalfall. Es stellte sich heraus, dass er getötet wurde. Ein damals 20-Jähriger kam in Haft und wurde zu einer Jugendstrafe wegen Mordes verurteilt.

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Eine 23-Jährige aus der Messestadt ist trotz aller Bemühungen seit September 2019 verschwunden. Sie hatte ihre WG verlassen, um gemeinsam mit einer Freundin eine Veranstaltung in Halle an der Saale zu besuchen. Zuletzt hatte ein Busfahrer sie gesehen - auf dem Weg zum Einkaufspark Günthersdorf.

Frau seit 1992 vermisst

Zu den ältesten und zugleich ungewöhnlichen Fällen zählt der von Vater und Sohn im Bereich Zwickau. Mitte Mai 1994 suchte der Mann seinen behinderten Sohn. Während der Vermisste am nächsten Tag wohlbehalten gefunden wurde, fehlt von seinem Vater jede Spur.

1997 kehrte ein 34-Jähriger aus Zwickau in Frankreich nicht von einer Bootsfahrt zurück. Er tauchte bisher nicht auf - und wurde zwischenzeitlich amtlich für tot erklärt. Das könnten Angehörige nach über zehn Jahren bei Gericht beantragen, etwa zur Regelung zivilrechtlicher Ansprüche wie des Erbes, sagte die Ministeriumssprecherin. Auf die Fahndung nach Vermissten habe das keine Auswirkung.

Im Bereich der Polizeidirektion Görlitz wird seit Mai 1992 eine damals 33 Jahre alte Frau vermisst. Ihr Mann stand im Verdacht, sie umgebracht und im Garten vergraben zu haben. In einem Indizienprozess im Februar 2001 war der Mann dann vom Landgericht Görlitz freigesprochen worden - mangels Beweisen.

Seine Frau wurde nie gefunden und 2004 für tot erklärt. "Der Vorgang läuft als Vermisstensache weiter."

Titelfoto: Bildmontage: David Inderlied/dpa, Sebastian Willnow/dpa

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