Organisation sucht verschwundene Frauen per Mietaktion
Mexiko-Stadt - Immer wieder verschwinden Menschen und insbesondere junge Frauen in Mexiko. Vermietungsanzeigen ihrer leeren Zimmer sollen nun darauf aufmerksam machen.
Die Organisation AMNRDAC (Mexikanische Vereinigung für gestohlene und verschwundene Kinder) hat die Zimmer von vier vermissten jungen Frauen auf mehreren Internet-Plattformen wie Airbnb symbolisch zur Miete angeboten.
Nach Angaben der AMNRDAC-Gründerin María Elena Solís sollen so auch Spenden für die Angehörigen gesammelt werden.
Auf den Fotos zu den Anzeigen sind Schlafzimmer mit gemachten Betten, Bücher- und Schuhregalen, Kleidung, Puppen und Stofftieren zu sehen. Sie sehen aus, als würden die jungen Frauen - Zaira, Perla, Nimbe und Karla - noch darin wohnen.
Das Zimmer von Zaira sei seit elf Jahren unverändert, sagte Solís am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur.
"Viele Eltern entscheiden sich, nichts in den Zimmern zu verändern."
Karla wurde mithilfe des Projektes gefunden
Die Zimmer werden für zehn US-Dollar (9,50 Euro) pro Nacht im Stile typischer Wohnungsanzeigen angeboten - in Wirklichkeit aber nicht vermietet.
Dort ist etwa zu lesen: "Einige Minuten von der Bushaltestelle entfernt befindet sich dieses lichtdurchflutete Zimmer, ausgestattet mit einem Etagenbett, einer Kommode, einem Spiegel, einem Kleiderschrank mit mittelgroßer Kleidung und den Schulsachen, die Nimbe Selene Zepeta Xochihua seit ihrem Verschwinden am 30. Mai 2019 nicht mehr benutzt hat."
Links in den Anzeigen führen zur Seite des Projektes, das Cuartos vacíos - Leere Zimmer - heißt. Dort gibt es auch Videobotschaften der Eltern sowie Kontoinformationen für mögliche Spenden.
Das Projekt trug laut Solís bereits Früchte: Karla sei gefunden worden - lebend. Mit 15 Jahren war sie vor mehr als einem Jahr von zu Hause weggelaufen.
In vielen Fällen würden junge Frauen über soziale Medien manipuliert oder von kriminellen Gruppen rekrutiert, sagte Solís.
Insgesamt gelten in Mexiko, wo der sogenannte Drogenkrieg seit Jahren viele Opfer fordert, knapp 100.000 Menschen als verschwunden.
Titelfoto: Montage: ---/Asociación Mexicana de Niños Robados y Desaparecidos AC./dpa (2)