Baby-Leiche in REWE-Tüte entsorgt: Laut Kriminologin ein "häufiges Phänomen"

Mügeln/Leipzig - Nach dem Fund einer Babyleiche am 23. März in Mügeln bei Leipzig hat die Kriminalpolizei mittels der Sendung "Kripo live" nun erneut einen Zeugenaufruf gestartet. Zahlreiche Hinweise gingen daraufhin bei der Behörde ein.

Nahe dieses Parkplatzes in Mügeln wurde die Babyleiche gefunden.
Nahe dieses Parkplatzes in Mügeln wurde die Babyleiche gefunden.  © Polizei Sachsen

Eine Hinweisgeberin hatte am vergangenen Dienstagmorgen die Polizei alarmiert, nachdem sie nahe eines Parkplatzes des Kleingartenvereins "Am alten Bahndamm e. V." eine REWE-Einkaufstüte gefunden hatte, aus der Verwesungsgeruch drang.

Die anschließend angeordnete Obduktion ergab, dass es sich bei der Babyleiche in der Tasche um einen Jungen handelte. Vermutlich wurde er bereits am Samstag (20. März) in dem Gebüsch abgelegt.

Bisher hat sich die Polizei noch nicht dazu geäußert, wann genau der Säugling zu Tode kam. "Wir haben hier ein sehr sensibles Thema", bittet Pressesprecher Olaf Hoppe um Geduld und Verständnis.

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Momentan wird der Fall als Tötungsdelikt behandelt: "Wir gehen davon aus, dass sich die Mutter in einer Ausnahmesituation befunden hat."

In dieser REWE-Tüte befand sich die Leiche des männlichen Säuglings.
In dieser REWE-Tüte befand sich die Leiche des männlichen Säuglings.  © Polizei Sachsen

Kriminologin Dr. Bettina Götze äußert erste Einschätzungen

Kriminologin Dr. Bettina Götze äußerte sich bei "Kripo live" zum Fund des toten Säuglings.
Kriminologin Dr. Bettina Götze äußerte sich bei "Kripo live" zum Fund des toten Säuglings.  © Screenshot/Kripo live

Dass Frauen, die nach der Geburt ihre Kinder getötet haben, zum Transport eine Plastiktüte verwenden, ist laut der Kriminologin Bettina Götze ein "häufiges Phänomen. Ich vermute aber, das hat rein pragmatische Gründe."

Denn nach der Tat müsse das Kind möglichst schnell und vor allem unauffällig aus der Wohnung - wobei es sich oftmals auch gleichzeitig um den Geburtsort handelt - entfernt werden.

Wie "Kripo live" außerdem offenlegte, sei es statistisch belegt, dass die meisten Frauen in solchen Ausnahmesituationen ihr Kind in der näheren Umgebung ablegen. Meistens sind sie deshalb zu Fuß unterwegs.

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Außerdem sei in dem Fall in Mügeln nicht auszuschließen, dass eventuell noch eine weitere Person beteiligt war.

Die Kripo Leipzig bittet nun erneut um Hinweise aus der Bevölkerung: Kennt Ihr eine Frau, die schwanger war, jetzt aber kein Baby hat? Sind Euch am 20. März Personen oder Fahrzeuge im Umfeld des "Am alten Bahndamm e. V."-Parkplatzes aufgefallen? Dann meldet Euch unbedingt unter der Telefonnummer 034196646666 oder per E-Mail unter mordkommission.pd-l@polizei.sachsen.de!

UPDATE, 12.30 Uhr: Zahlreiche Hinweise bei der Polizei eingegangen

Im Fall der in Nordsachsen gefundenen Babyleiche sind nach einem Aufruf der Polizei mehrere Hinweise eingegangen. Aktuell würden diese geprüft, zum jetzigen Zeitpunkt seien aber keine weiteren Aussagen möglich, teilte die Polizeidirektion am Montag auf Anfrage der Deutschen Presseagentur mit.

Es werde weiter um Hinweise zu der Mutter des Jungen oder zu der Tasche, in der die Leiche gelegen hatte, gebeten.

Titelfoto: Montage Screenshot MDR/Kripo live; Polizei Sachsen

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