Jugendliche brutal misshandelt, getötet und im Main versenkt: Polizei rollte Cold Case auf

Frankfurt am Main - Im Rahmen der internationalen Fahndungskampagne "Identify Me" steht nun auch wieder ein über 23 Jahre alter Kriminalfall aus Frankfurt am Main im Fokus.

So soll die Getötete ausgesehen haben.
So soll die Getötete ausgesehen haben.  © Bild-Montage: Friso Gentsch/dpa, Hessisches Landeskriminalamt

Mit der Kampagne, an der Interpol und sechs europäische Länder beteiligt sind, sollen zu 46 ungeklärten Fällen mit bislang nicht identifizierten Frauen Hinweise gesammelt werden.

Nun zum Fall aus Frankfurt, über den auch "Aktenzechen XY ... ungelöst" voraussichtlich am 11. Dezember 2024 berichten wird.

Am 31. Juli 2001 wurde laut einem LKA-Sprecher im Main bei Frankfurt-Nied die Leiche der etwa 15 bis 16 Jahre alten Jugendlichen entdeckt, die vermutlich ermordet und dann im Fluss versenkt worden war. Hierfür hatte man den Körper mit dem Ständer eines Sonnenschirms beschwert.

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Die Jugendliche wird wie folgt beschrieben:

  • 15 bis 16 Jahre alt
  • 1,57 Meter groß
  • 38,5 Kilogramm schwer
  • dunkelbraune, etwa 30 Zentimeter lange Haare
  • Im Bereich der Achsel- und Schambehaarung rasiert
  • starke Schienenbeinbehaarung
  • beide Ohrläppchen durchstochen
  • durch Gewalteinwirkung deformiertes linkes Ohr
Nach dem derzeitigen Stand der kriminaltechnischen Untersuchungen kommt die Jugendliche vermutlich aus dem asiatischen Raum, und hier aus Pakistan, Afghanistan oder Nordindien.
Entdeckt wurde die Leiche im Main im Frankfurter Stadtteil Nied.
Entdeckt wurde die Leiche im Main im Frankfurter Stadtteil Nied.  © Hessisches Landeskriminalamt

Die Leiche war mit speziellen Textilbändern verschnürt

Mit diesen Bändern - sogenannten "Nalas" - war die Leiche verschnürt.
Mit diesen Bändern - sogenannten "Nalas" - war die Leiche verschnürt.  © Hessisches Landeskriminalamt

Der Körper der jungen Frau wies mehrere Verletzungen auf, die auf länger andauernde, schwere Misshandlungen schließen lassen. Unter anderem wurden mehrere in Fehlstellungen verheilte Brüche beider Oberarme sowie Brandnarben festgestellt.

Wahrscheinlich ist nach den Untersuchungen auch, dass die Tote bereits Geschlechtsverkehr hatte, schwanger war sie aber nicht.

Zudem ergaben die Ermittlungen, dass sie vor dem Fund zwischen zwölf und 24 Stunden im Main gelegen hatte. Der Zeitpunkt ihres Todes liegt zwischen dem 28. und dem 31. Juli 2001. Vermutliche Todesursache waren durch stumpfe Gewalt verursachte Rippenbrüche, die auch Lunge und Milz verletzt hatten.

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Außerdem machte der LKA-Sprecher Angaben, wie man die Leiche aufgefunden hatte. So war der Körper mit angewinkelten, an die Brust gepressten Beinen mit zehn Zentimetern breiten Textilbändern verschnürt und in einen Bettbezug mit Leoparden-Muster sowie ein Betttuch aus Frottee eingewickelt.

Dann hatte man die Leiche mit einem violett-gestreiften Band an den schweren Schirmständer gebunden.

Bei den Textilbändern handelt sich laut LKA um sogenannte "Nalas", die im pakistanischen, afghanischen und auch im indischen Kulturkreis zum Binden von Pluderhosen verwendet werden.

In diesen Bettbezug mit Leoparden-Muster war die Tote eingewickelt.
In diesen Bettbezug mit Leoparden-Muster war die Tote eingewickelt.  © Hessisches Landeskriminalamt

Für entscheidende Hinweise sind 10.000 Euro ausgesetzt

Im Zusammenhang mit dem Fall hofft die Polizei nun auf Unterstützung aus der Bevölkerung. Zu diesem Zweck wurde unter anderem auch eine Rekonstruktion des Gesichts der Toten veröffentlicht.

Insbesondere fragen die Ermittler, wem die Tote bekannt vorkommt oder wer in der Zeit vom 28. bis zum 31. Juli 2001 in Frankfurt-Nied am Main verdächtige Beobachtungen gemacht hat.

Der Schirmständer, mit dem der Leichnam beschwert worden war.
Der Schirmständer, mit dem der Leichnam beschwert worden war.  © Hessisches Landeskriminalamt

Informationen nimmt die Polizei unter der Telefonnummer 0611/838484 oder per E-Mail an ccu.hlka@polizei.hessen.de entgegen.

Für Hinweise, die zur Ermittlung der Täter führen, ist eine Belohnung von 10.000 Euro ausgesetzt.

Titelfoto: Bild-Montage: Friso Gentsch/dpa, Hessisches Landeskriminalamt

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