Verteidigung tobt: Verhandlungstag im Drach-Prozess endet im Eklat

Köln - Im Prozess gegen Thomas Drach (61) hat am Freitag ein Augenzeuge eines Raubüberfalls vor einer Kölner Ikea-Filiale ausgesagt.

Thomas Drach (61, r.) wird vorgeworfen, an vier Überfällen von Geldtransportern beteiligt gewesen zu sein.
Thomas Drach (61, r.) wird vorgeworfen, an vier Überfällen von Geldtransportern beteiligt gewesen zu sein.  © Thomas Banneyer/dpa

Er sei in seinem Büro gewesen und habe plötzlich "lautes Rufen" von draußen wahrgenommen, sagte der Facility-Manager des Möbelhauses vor dem Kölner Landgericht.

Als er hinausgeschaut habe, habe er jemanden vom Geldboten weglaufen sehen. "Der war in meinen Augen wie ein Kundenwagen-Schieber verkleidet", sagte der 38-Jährige.

Drach wird von der Staatsanwaltschaft beschuldigt, den Geldtransporter im März 2018 überfallen zu haben. Ferner soll er drei weitere Raubtaten in Köln, Frankfurt am Main und Limburg verübt haben.

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Zweimal soll er dabei auch auf Wachleute geschossen und sie lebensgefährlich verletzt haben, weshalb er auch wegen versuchten Mordes angeklagt ist. Neben Drach sitzt noch ein mutmaßlicher Komplize auf der Anklagebank.

Der Zeuge sagte weiter, dass er etwas "langes Schwarzes" in der Hand des Räubers gesehen habe. Auf einem Überwachungsvideo, das er der Polizei zugänglich gemacht habe, habe er diesen Gegenstand dann als ein "Maschinengewehr" identifiziert.

Gewundert habe ihn, dass der Geldtransporter nicht wie üblich vor dem Personaleingang, sondern deutlich entfernt auf einem Parkplatz gestanden habe. Eine Anweisung der Geschäftsleitung besage aber, dass die "Geldentsorger" vor dem Personaleingang zu parken hätten.

Nicht geladene Dienstwaffe eines Geldboten erneut Thema

Zweimal soll der 61-Jährige auch auf Wachleute geschossen und sie lebensgefährlich verletzt haben, weshalb er auch wegen versuchten Mordes angeklagt ist.
Zweimal soll der 61-Jährige auch auf Wachleute geschossen und sie lebensgefährlich verletzt haben, weshalb er auch wegen versuchten Mordes angeklagt ist.  © Thomas Banneyer/dpa

Die nicht geladene Dienstwaffe eines Geldboten bei dem Überfall war schon mehrfach Thema im Prozess. Am Freitag sprach nun eine Kollegin des Mannes als weitere Zeugin über die Hintergründe.

Nach Angaben der 52-Jährigen war ihr Kollege geraume Zeit vor dem Überfall 2018 in ein nicht abgesperrtes Filmset der RTL-Serie "Alarm für Cobra 11" in der Kölner Innenstadt gestolpert. "Da hat der Kollege dann gehört: "Geld her, Waffe her!"."

Daraufhin habe er sich umgedreht, seine Waffe gezogen und "fast auf den Schauspieler Erdogan Atalay geschossen". Das sei für den Kollegen so schockierend gewesen, dass er fortan seine Waffe nicht mehr geladen habe.

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Der Geldbote habe nach dem Geldtransporter-Überfall in Köln-Godorf eine Zeit lang selbst als Tatverdächtiger gegolten, hatten zwei Polizeibeamte am Mittwoch im Zeugenstand berichtet.

Dennoch habe sich "ein Tatverdacht nicht erhärtet". Die Staatsanwaltschaft hatte die Ermittlungen gegen ihn eingestellt.

Verhandlungstag endet nach Zeugenaussage im Eklat

Die beiden Strafverteidiger Andreas Kerkhof (l.) und Dirk Kruse (r.) kritisierten die Prozessführung als "abenteuerlich" und "willkürlich".
Die beiden Strafverteidiger Andreas Kerkhof (l.) und Dirk Kruse (r.) kritisierten die Prozessführung als "abenteuerlich" und "willkürlich".  © Thomas Banneyer/dpa

Über die Aussage der 52-Jährigen kam es am Ende des neunten Verhandlungstages zum Eklat zwischen Verteidigern und Gericht. Die Frau hatte von verdächtigen Begebenheiten bei ihren Ikea-Einsätzen berichtet.

So habe sich ihr etwa drei oder vier Monate vor dem Überfall ein Mann in den Weg gestellt, der ein Gewehr unter seinem Mantel getragen habe. Nachdem er ihr eine "Grimasse" gezogen habe, sei er weggerannt.

Erst Monate nach dem Überfall auf ihren Kollegen habe sie dem Vorfall Bedeutung beigemessen, nachdem sie ein online veröffentlichtes Überwachungsvideo mit dem vom Tatort flüchtenden Räuber gesehen habe. "Der ganze Bewegungsapparat passt", sagte sie.

In Richtung Drach deutend, der im Saal eine FFP2-Maske trug, sagte die Zeugin: "Diese Person sah ihm ähnlich." Drach-Verteidiger Dirk Kruse platzte daraufhin der Kragen: "Sie reden nur Unsinn!" Die Zeugin berief sich auf ihr "fotografisches Gedächtnis", das ihr ein Psychiater in der Pubertät attestiert habe.

Als Drach-Verteidiger Andreas Kerkhof die Frau daraufhin nach psychischen Erkrankungen fragte, wurde es turbulent. Die Kammer ließ die "höchstpersönlichen" Fragen nicht zu. Sie dienten nicht der "Erkundung der Wahrheit", so der Vorsitzende.

Kerkhof und Kruse kritisierten die Prozessführung durch den Vorsitzenden daraufhin als "abenteuerlich" und "willkürlich". Es gehe schließlich um die Glaubwürdigkeit der Zeugin.

Aktualisiert: 8. April, 16.04 Uhr

Titelfoto: Thomas Banneyer/dpa

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