Sie planten einen gewaltsamen Umsturz: Nach Razzia bei Nazi-Bande auch AfD-Politiker in Haft
Dresden - Eigentlich schreien die neonazistischen "Freien Sachsen" immer nach der Unabhängigkeit Sachsens, am heutigen Dienstag nun hat das Bundeskriminalamt mit den "Sächsische Separatisten" eine mutmaßliche Terrorgruppe mit ähnlicher Zielrichtung hochgehen lassen. Nur stammte das Netzwerk zu nicht unwesenlichen Teilen aus der AfD. Nach Schüssen liegt nun ein Politiker der Partei im Krankenhaus.
Ein ehemaliger Bratwurst-Imbiss in Grimma soll das Domizil der Gruppe gewesen sein.
Ermittler gehen davon aus, dass die Gruppe mit ihren 15 bis 20 Mitgliedern seit 2020 finstere Pläne verfolgt haben soll: "Hierbei handelt es sich um eine militante Gruppierung, deren Ideologie von rassistischen, antisemitischen und in Teilen apokalyptischen Vorstellungen geprägt ist", heißt es von der Bundesanwaltschaft.
"Ihre Mitglieder verbindet eine tiefe Ablehnung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland."
Nach dem Zusammenbruch des Systems wolle man Gebiete in Sachsen mit Waffengewalt erobern und dort eine nationalsozialistische Ordnung einführen. Auch ethnische Säuberungen sollen dabei geplant gewesen sein.
Dafür soll es militärische Trainings, Gewaltmärsche, Schieß- und Häuserkampfübungen gegeben haben. Gasmasken, Helme und Schutzwesten habe man sich auch schon organisiert.
Für Kurt Hättasch endet Razzia im Krankenhaus
Mit dem Grimmaer AfD-Stadtrat und Kreisvorstand im Leipziger Land Kurt Hättasch und seinem Parteifreund Kevin R. verhafteten die Ermittler gleich zwei Politiker in der Muldestadt.
Hättasch soll sich der Gruppe im August 2022 zusammen mit Hans-Georg P. angeschlossen haben.
Hans-Georg P. war kurzzeitig für die AfD Mitglied im Leipziger Stadtbezirksbeirat Ost, zog dann nach Dresden und wurde dort Mitglied im Ortsverband West, hat mit einer AfD-Mandatsträgerin ein gemeinsames Kind und betreute Infostände im Landtagswahlkampf.
In sozialen Netzwerken benennt er sich nach einem fiktiven SS-Offizier. Kevin R. wiederum soll sich mit Kevin M. zusammen ein Jahr später angeschlossen haben.
Für Kreisvorstand Hättasch endete die Razzia im Krankenhaus: Laut "Spiegel" soll er den Spezialkräften mit einem Karabiner begegnet sein, nach zwei Warnschüssen brachte ihn der Rettungsdienst mit gebrochenem Kiefer in die Klinik.
Insgesamt acht Männer Haftrichter vorgeführt
Anführer der Truppe soll Jörg S. gewesen sein, den die Ermittler in Zgorzelec schnappten.
Der Brandiser Obstbauer, der zuvor eine Karriere bei der Bundeswehr angestrebt hatte, ist zusammen mit seinem ebenfalls festgenommenen Bruder Jörn S. Sohn des österreichischen Neonazis Hans Jörg S. (61).
Dieser nahm Ende der 80er-Jahre und Anfang der 90er als Söldner an mehreren Bürgerkriegen teil, besuchte später Neonazi-Veranstaltungen im Raum Leipzig.
Neben den Brüdern sollen Karl K. und Norman T. zu den festgenommenen Gründungsmitgliedern gehört haben. So kamen mit Kevin M. am Dienstag insgesamt acht Männer vor den Haftrichter in Karlsruhe, die Vorführungen dauerten bis in den Abend.
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