Er hielt sein Geld für "unkaputtbar": Insolvenz-Razzia bei Immobilien-Tycoon Gröner
Leipzig - Vom gefeierten Baulöwen zum gejagten Großschuldner: Das Firmenreich von Leipzigs Immobilien-Tycoon Christoph Gröner (56) gerät immer tiefer in den Abwärtsstrudel. Am Mittwoch rückten mehr als 100 Polizisten und Staatsanwälte zur Großrazzia bei der Unternehmensgruppe an. Der Verdacht: Insolvenzverschleppung.
Kurz vor 7 Uhr bahnte sich eine Karawane aus Mannschaftswagen und Zivilfahrzeugen der Polizei den Weg zur Firmenzentrale der Gröner Group GmbH in Leipzig-Eutritzsch.
Minuten später begann eine der größten Durchsuchungsmaßnahmen des Bereiches Wirtschaftskriminalität, die neben den Büros auch die Wohnräume von Geschäftsführern mehrerer zur Unternehmensgruppe gehörenden Gesellschaften umfasste.
"Die aktuellen Durchsuchungsmaßnahmen dienen vor allem dem Auffinden von Geschäfts- und Buchhaltungsunterlagen, auch um den Zeitpunkt einer möglichen Zahlungsunfähigkeit zu bestimmen", erklärte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft.
Gegen die jeweils Verantwortlichen einzelner Gesellschaften der Gröner Unternehmensgruppe bestehe der Anfangsverdacht einer Insolvenzverschleppung. Zudem bestehe der Verdacht für ein Vorenthalten und Veruntreuen von Arbeitsentgelt.
Gröner konnte Kredit in Höhe von 83 Millionen Euro nicht zurückzahlen
Für den aus Karlsruhe stammenden Gröner, der sein Bau- und Immobilienimperium 1995 in Leipzig begründete, ist das der dramatische Tiefpunkt einer seit Monaten andauernden Talfahrt.
Bereits seit April sieht sich der Mehrheitsgesellschafter und Geschäftsführer der Gröner Group mit zahlreichen Insolvenzanträgen von Handwerkern, Krankenkassen und anderen Gläubigern konfrontiert, die er zunächst durch "Last Minute"-Zahlungen teils aus der privaten Schatulle abwenden konnte.
Sein immer wieder öffentlich geäußerter Leitspruch "Insolvenz ist für mich keine Option" wurde Ende Oktober hinfällig. Ein Großgläubiger hatte die Rückzahlung eines Kredites in Höhe von 83 Millionen Euro fällig und kurz darauf Insolvenzantrag gestellt. Wenige Tage später meldete Gröner selbst Insolvenz für die Holding an.
Bonmot am Rande: Für die WDR-Doku "Ungleichland" hatte sich Gröner 2018 im Privatjet filmen und zu dem Satz hinreißen lassen: "Wenn Sie 215 Millionen haben [...], schmeißen Sie das Geld zum Fenster raus, und dann kommt es zur Tür wieder rein. Sie kriegen es nicht kaputt ..."
In einem Statement zum Insolvenzantrag machte der gefallene Baulöwe zuletzt die negative Berichterstattung der Medien für seine Insolvenz verantwortlich.
Erstmeldung von 10.05 Uhr, aktualisiert um 12.53 Uhr.
Titelfoto: Bildmontage: Silvio Bürger, News5