Nach Razzia in Reichsbürger-Szene: BKA spricht von fortgeschrittenen Umsturzplänen

Berlin - Die Sicherheitsbehörden sind von ernsthaften und fortgeschrittenen Umsturzplänen der Reichsbürger-Gruppierung überzeugt. Deshalb könnten schon bald weitere Durchsuchungen folgen.

Im Bundesgerichtshof finden die Haftprüfungen statt. 19 Verdächtige wurden bereits in Untersuchungs-Haft geschickt.
Im Bundesgerichtshof finden die Haftprüfungen statt. 19 Verdächtige wurden bereits in Untersuchungs-Haft geschickt.  © Uli Deck/dpa

Die Bundesanwaltschaft hatte am Mittwoch in elf Bundesländern sowie in Italien und Österreich insgesamt 25 Personen festnehmen lassen. 22 von ihnen wirft sie vor, Mitglied einer terroristischen Vereinigung zu sein, die das politische System in Deutschland stürzen wollte.

23 Verdächtige befinden sich mittlerweile in Untersuchungs-Haft. Weitere Haftbefehle könnten am heutigen Donnerstag ausgesprochen werden.

BKA-Präsident Holger Münch (61) nannte am Mittwochabend im ZDF-"heute journal" die Zahl von mittlerweile 54 Beschuldigten und sprach von mehr als 150 Durchsuchungen. Bei rund 50 Objekten seien auch Waffen festgestellt worden. Dazu gehören zwei Langwaffen, eine Kurzwaffe sowie Schwerter- und Armbrüste, Schreckschuss- und Signalschusswaffen.

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Nach Angaben von Verfassungsschutzpräsident Thomas Haldenwang (62) sei die "Reichsbürger"-Gruppierung seit dem Frühjahr im Visier gewesen. Somit habe sich ein recht klarer Überblick über deren Pläne ergeben. Er betonte in einem ZDF-"Spezial": "Die deutschen Sicherheitsbehörden insgesamt hatten die Lage jederzeit unter Kontrolle."

Die US-Regierung hat der deutschen Regierung nach der Razzia Unterstützung angeboten. "Wir bleiben in engem Kontakt mit unseren Partnern in der Regierung und stehen bereit, um zu helfen, wenn wir darum gebeten werden", erklärte die Sprecherin des Weißen Hauses, Karine Jean-Pierre (48).

Unterdessen wurde bekannt, dass es beim SEK-Einsatz nahe Pfinztal (Baden-Württemberg) am frühen Mittwochmorgen eine Panne gegeben hat. Die SEK-Beamten sprengten die falsche Tür. Die dort wohnende Familie reagierte entsprechend geschockt. Erst im zweiten Anlauf gelang der Zugriff im Nachbarhaus.

Erstmeldung: 10.37 Uhr. Aktualisierung: 15.02 Uhr

Titelfoto: Uli Deck/dpa

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