Der irre Betrug mit den US-Schlitten: Riesen-Razzia gegen die Automafia in Dresden

Dresden - Zugriff in Dresden! 300 Polizisten gingen am gestrigen Donnerstag im Großraum gegen die Automafia vor. Während dem mutmaßlichen Banden-Chef Vladimir L. (37) und seinen 19 Komplizen der Schrecken in die Glieder fuhr, konnte ein geprellter Kunde zumindest wieder etwas lachen. Er wurde vor zwei Jahren Opfer der internationalen Abzockmasche...

Während die Automafia selbst Luxuswagen fuhr, vertickte sie Schrottwagen an ahnunglose Kunden.
Während die Automafia selbst Luxuswagen fuhr, vertickte sie Schrottwagen an ahnunglose Kunden.  © Kevin Müller

Autohäuser, Wohnungen und sogar ein Bordell: Mit einem Großaufgebot marschierte Donnerstag die Polizei in 30 Objekte unter anderem an der Hamburger Straße ein. 

Sogar aus einem Helikopter seilten sich die Beamten auf das Areal ab. Sie stellten bei den 20 Verdächtigen neben Beweisen Luxusautos, erhebliche Mengen Bargeld auch Waffen und Munition sicher. Erwirtschaftet haben sollen sich das die Moldawier und Deutschen durch eine komplizierte Masche mit US-Autos.

Darauf reingefallen war auch Gary Grimm von der Heide (59) aus Karlsruhe: "Vor zwei Jahren habe ich ein neues Auto gesucht und im Internet einen BMW gefunden, der war um einiges billiger als normal." 

Großrazzia in der Hauptstadt: Mutmaßliche "Kokstaxis" fliegen auf
Razzia Großrazzia in der Hauptstadt: Mutmaßliche "Kokstaxis" fliegen auf

Doch schon damals wurde der US-Staatsbürger stutzig: Erreichbar war der Händler nur über WhatsApp. Schließlich fuhr er zur Abholung des Gefährts nach Dresden, genau auf das Gelände, das am gestrigen Donnerstag auch von den Fahndern durchsuchte wurde: "Als ich da war hielt da ein litauischer Laster. Der lud zwei Autos ab. Mein BMW stand da, sah picobello aus." 

Angeblich im Kundenauftrag wurde ihm der Wagen dort für 19. 950 Euro verkauft. 

An der Hamburger Straße war ein Großaufgebot der Polizei im Einsatz.
An der Hamburger Straße war ein Großaufgebot der Polizei im Einsatz.  © Kevin Müller
Schwer bewaffnet rückte die Polizei gestern in der Hamburger Straße an.
Schwer bewaffnet rückte die Polizei gestern in der Hamburger Straße an.  © Kevin Müller

Betrüger haben Schrott-Autos zusammengeschweißt

Chef der Firma: René M. - auch ihn zählt der Staatsanwalt zu den Beschuldigten um die Moldawier-Mafia.

Die Freude am neuen Auto währte den neuen Besitzer nur kurz. "Vier Wochen später hatte ich einen Unfall", so der Karlsruher. 

"Beim Gutachten kam heraus, dass das Auto bereits davor ein Totalschaden aus den USA war. Von der Versicherung bekam ich gar nichts, der Wagen hatte Schweißnähte mit denen er gar nicht mehr hätte fahren dürfen, selbst Teile anderer Autos waren dort verbaut."

Der Karlsruher Gary Grimm von der Heide (59) kaufte den Abzockern einen BMW ab. Nach einem Unfall ließ der Betrogene sein Auto begutachten. Die Ganoven hatten es umlackiert und aufgehübscht.
Der Karlsruher Gary Grimm von der Heide (59) kaufte den Abzockern einen BMW ab. Nach einem Unfall ließ der Betrogene sein Auto begutachten. Die Ganoven hatten es umlackiert und aufgehübscht.  © privat

Die Masche ist Szenekennern nicht neu: Nach schweren Schäden dürfen in den USA Autos nicht mehr auf die Straße. Kriminelle Netzwerke kaufen den Schrott auf, bauen ihn in Litauen wieder zusammen und lassen ihn dort als Auto wieder zu.

Wenig später werden sie dann als angebliche Gebrauchtwagen verkauft. Wie oft das in Dresden geschah, muss nun noch ermittelt werden. Vladimir L. landete gestern erstmal in U-Haft.

Titelfoto: privat, Kvin Müller

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