Leipzig/Rostock - Brandstiftung, Verwüstung, Gewalt: Rassismus und Hass sind in Ostdeutschland kein neues Phänomen. Seit Jahrzehnten brodelt der Rechtsextremismus in den Städten und Dörfern. Mit der Doku "Im Osten ganz rechts - Von den Skinheads zur AfD" beleuchtet "Terra X History" dessen Entwicklung in den neuen Bundesländern.
Sei es bei Stadtfesten, Demos oder einfach auf offener Straße: Immer öfter ertönen Parolen wie "Deutschland den Deutschen, Ausländer raus", tauchen verfassungswidrige Schmierereien oder rechtsextreme Gesten auf.
Ganz Deutschland, besonders jedoch der Osten, erlebt einen immer stärker zunehmenden Rechtsruck. Doch das Problem rechter Gewalt existiert nicht erst seit den PEGIDA-Demonstrationen oder dem Einzug der AfD in die Landtage.
"Terra X History" zeigt die Ursprünge des Rechtsextremismus, der im Osten schon vor dem Fall der Mauer begann.
So sorgten bereits die rund 200.000 sogenannten "Vertragsarbeiter", die aus sozialistischen Bruderstaaten in die DDR kamen, um den Sozialismus aufzubauen, für Zündstoff.
Tausende Männer aus Algerien, Vietnam, Kuba und Mosambik sahen sich vielerorts mit Rassismus und Vorurteilen konfrontiert.
"Die sind zu Tode gejagt worden": Rassistischer Mord in Merseburg
In diesem Zusammenhang berichtet "Terra X History" unter anderem über die rassistische Hetzjagd zweier kubanischer Auszubildender in Merseburg.
Nach dem Besuch einer Disco kam es am 12. August 1979 zum Streit, woraufhin man sie in die Saale trieb, mit Flaschen und Steinen bewarf und verletzte.
Delfin Guerra und Raúl Garcia Paret starben in dieser Nacht im Alter von 18 und 21 Jahren.
"Die sind auch tatsächlich zu Tode gejagt worden, muss man sagen. Und solche Straßengewalt verbindet man erst mal gar nicht mit der DDR", schildert Historikerin Dr. Franka Maubach von der Humboldt-Universität in Berlin.
Doch statt aufzuklären, kehrten die Behörden die rassistisch motivierte Gewalt unter den Tisch.
Brennende Wohnhäuser und Aufnahmestellen: Ostdeutscher Rassismus gipfelt in Pogromen
Auch nach der Wende nahm der Fremdenhass kein Ende. 1991 endeten in Hoyerswerda rassistische Ausschreitungen in einem Pogrom.
"Zu Beginn der 1990er Jahre ist die Neonazi-Szene hochgradig aktiv, stößt damit auch auf fruchtbaren Boden", erklärt Extremismusforscher Prof. Tom Mannewitz.
"Die gesellschaftliche Stimmung ist so, dass massive Gewaltbefürwortung aus einem Teil der Bevölkerung kommt, der eigentlich mit Rechtsextremismus nichts am Hut hat."
Ein Jahr später verlor der Staat vom 22. bis 26. August 1992 in Rostock die Kontrolle. Hunderte Menschen griffen die zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber sowie ein Wohnheim für ehemalige vietnamesische "Vertragsarbeiter" an. Tausende bejubelten und befeuerten währenddessen ihre Taten.
"Das Entscheidende in Rockstock-Lichtenhagen ist ja gewesen, dass die Bevölkerung vor Ort dieses Gewaltereignis quasi umstand, applaudierte und rechte Parolen skandierte", so Dr. Maubach.
"Da würde ich schon sagen, das hat eine ostdeutsche Spezifik. Denn solche Pogrome gab es in Westdeutschland in dem Ausmaß nicht."
Die ganze Dokumentation "Im Osten ganz rechts - Von den Skinheads zur AfD" seht Ihr am Dienstagabend um 21.45 Uhr auf ZDFinfo oder schon jetzt als Stream in der ARD-Mediathek.