Nach Nazi-Eklat auf Sylt: Club-Betreiber erhalten Morddrohungen
Kampen/Sylt - Warum ist niemand eingeschritten oder hat die Polizei gerufen? Eine Frage, die nach dem Rassismus-Skandal im Szene-Club "Pony" in Kampen am Pfingstwochenende in den sozialen Medien viel diskutiert wird. Teilweise sollen die Betreiber und Mitarbeiter des Clubs regelrecht angefeindet werden, wie diese am Sonntag selbst mitteilten. So sehr, dass sie sich gezwungen fühlten, erneut zu den Vorfällen Stellung zu beziehen.
Bereits am Donnerstagabend hatte der "Pony"-Club auf das wenige Sekunden lange Video reagiert.
"Wir sind zutiefst schockiert und distanzieren uns von Rassismus und Diskriminierung. Bei uns ist jeder Gast, unabhängig von der Ethnie, herzlich willkommen", stellten die Betreiber klar.
Zum 90er-Hit "L'amour toujours" von Gigi D'Agostinos hatten einige Partygäste rechtsextreme Parolen gegrölt. Ein junger Mann aus München zeigte dabei sogar den Hitlergruß.
Wenig später teilte "Pony"-Geschäftsführer Tim Becker persönlich mit, dass die verantwortlichen Personen alle identifiziert werden konnten und der Club Strafanzeige stellen wird. Zudem hätten alle Beteiligten Haus- und Inselverbot.
Während der Feierlichkeiten habe man nichts von den Vorfällen mitbekommen. Eine Aussage, die viele kritische Stimmen im Netz anzweifeln. Es steht der Vorwurf im Raum, wissentlich weggesehen zu haben.
"Der aktuelle Diskurs schockiert uns: Wir werden aufs Übelste beleidigt und erhalten Morddrohungen", meldete sich der Club am Sonntag erneut auf Instagram zu Wort und veröffentlichen ein Video der gesamten Tanzfläche, welches zeigen soll, wie weit am Rand die betroffene Gruppe feierte.
Mit dem Video der Überwachungskamera wolle man die Mitarbeiter und die "treuen Gäste" des Clubs vor falschen Anschuldigungen schützen: "Wir sind der Meinung, dass das Thema Rassismus definitiv behandelt werden muss, aber auf zivilisierte Weise."
Nach Skandal-Video: Erster Sylt-Urlauber entschuldigt sich
Drei Tage nach Veröffentlichung des Skandal-Videos hat sich am Sonntag der erste Beteiligte in den sozialen Medien entschuldigt. Moritz N. aus München fiel durch seine Andeutung des verbotenen Hitlergrußes besonders negativ auf.
Warum er diesen gezeigt hat, könne er nach eigener Aussage nicht erklären. Betonte aber betrunken gewesen zu sein und dass sein Verhalten kein Ausdruck seiner inneren Haltung sei. Er habe einen "schlimmen Fehler" gemacht, der ihm "unendlich leidtut."
Gerade gegenüber seiner Familie, die er mit seinem Statement schützen will. Er sei weltoffen und tolerant erzogen worden.
"Das war mein Fehler, für den auch nur ich geradestehen sollte, und nicht meine Freunde und Verwandte, die nicht dabei waren. Deshalb meine Bitte: Seid böse mit mir, aber nicht mit meinen Freunden und Verwandten."
Moritz N. will alle rechtlichen Konsequenzen tragen. Bereits am Freitag hatte sein Arbeitgeber – eine Agentur aus München – ihm in einem öffentlichen Statement fristlos gekündigt.
Titelfoto: Screenshot/Instagram/pony_kampen