Mann aus Video äußert sich zu Nazi-Eklat auf Sylt: "Ich habe nichts gemacht"
Hamburg/Sylt - Dieser Vorfall sorgte bundesweit für Schlagzeilen: An Pfingsten feierte eine Gruppe junger Leute im Szene-Club "Pony" auf der Nordseeinsel Sylt - und schockierte mit rassistischen Parolen.
Nachdem das Video des Nazi-Eklats in den sozialen Medien viral gegangen war, mussten die Protagonisten die Konsequenzen für ihr Verhalten tragen: Sie wurden strafrechtlich verfolgt, verloren ihre Jobs und Zukunftschancen.
Nun hat sich ein Mann geäußert, der in dem Video ebenfalls zu sehen ist. Er beteiligte sich zwar nicht an den "Deutschland den Deutschen, Ausländer raus"-Gesängen, verlor wegen des Eklats aber trotzdem alles.
Im Interview mit dem "Stern" erklärte Thomas Jedermann (Name geändert), wie er die Situation vor Ort erlebt hat: "Ich war geschockt. In so was bin ich noch nie reingeraten. Mir sind brüllende Horden immer unangenehm. Ich bin ein verträglicher Mensch. In der Situation war ich vollkommen überfordert und habe es ignoriert."
Obwohl in dem Video zu sehen ist, dass Jedermann nicht aktiv mitsingt und stattdessen auf sein Handy schaut, was mittlerweile auch vom Landgericht Hamburg bestätigt wurde, trafen auch ihn die Konsequenzen des Skandals hart.
Thomas Jedermann war "zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort"
Im Netz wurde Jedermann schnell identifiziert. Sein Arbeitgeber, eine große deutsche Firma, wurde mit wütenden Kommentaren bombardiert. Wenige Tage später bekam Jedermann eine fristlose Kündigung - das Verfahren vor dem Arbeitsgericht dazu läuft.
Darüber hinaus musste er Lehraufträge an drei Hochschulen abgeben und nahm in den vergangenen Monaten sieben Kilo ab. Alles, weil er "zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort war und an den Medienpranger gestellt wurde", wie es sein Anwalt Norman Buse bezeichnete.
Jedermann selbst hatte überhaupt nicht damit gerechnet, dass das virale Video auch für ihn harte Konsequenzen haben könnte: "Ich dachte, ich bin zu sehen, aber ich habe ja nichts gemacht", verdeutlichte er.
Rund sechs Monate später steht er trotzdem vor einem Scherbenhaufen ...
Titelfoto: Screenshot/Instagram/sawsanchebli