Auch nach 15 Jahren bleibt Marwas Tod in Dresden eine Mahnung
Dresden - Es klingt absurd, aber der Mord an Marwa El-Sherbini (†31) während einer Verhandlung am Landgericht Dresden hatte - trotz allem - auch etwas Gutes. Seitdem wird offen über anti-muslimischen Hass gesprochen. Anlässlich des 15-jährigen Jahrestags des Attentats fanden am gestrigen Donnerstag ein Gedenkspaziergang und ein Workshop statt.
Der heimtückische Mord passierte ausgerechnet in einer Verhandlung, in dem sich Marwa El-Sherbini juristisch gegen Rassismus zur Wehr setzte. Er gilt als der erste eindeutig antimuslimisch-rassistische Mord der Bundesrepublik: "Es sind Gesten, Worte und Blicke. Da beginnt Rassismus und der ist im Alltag eindeutig spürbar", beschreibt Nicola Eschen (39), Soziale Dienste und Jugendhilfe gGmbH, die Situation 15 Jahre später.
Organisiert vom Bündnis gegen anti-muslimischen Rassismus in Sachsen, führte ein Gedenkspaziergang zum Tatort, um im Garten des Kulturtreffs Johannstadt zu Diskussion und Workshop zu laden: "Bei aller Feindschaft finden sich auch Gegenwehr, Rassismuskritik und Veränderung. In diesem Spannungsverhältnis wollen wir diskutieren", so Eschen weiter. Ziel sei es, Strategien gegen Rassismus und Diskriminierung von Muslimen in Sachsen zu entwickeln.
Marwa El-Sherbini wurde 1977 in Ägypten geboren, studierte Pharmazie und kam 2005 gemeinsam mit ihrem Mann nach Deutschland.
Seit 2008 lebte die Familie in Dresden, wo El-Sherbini in einer Apotheke arbeitete.
Täter mit Migrationshintergrund: Mörder von Marwa El-Sherbini (†31) war Russlanddeutscher
Nachdem sie auf einem Spielplatz beschimpft worden war, setzte sich die Apothekerin zur Wehr, zeigte ihren späteren Mörder an.
Beim Verlassen des Gerichtssaals stach der Russlanddeutsche dann unvermittelt und mehrfach mit einem Messer zu.
Der damals dreijährige Sohn musste zusehen, wie seine Mutter verblutete.
Titelfoto: Bildmontage: Christian Juppe, picture alliance / dpa