Schüler rassistisch beleidigt: Ausflug muss abgebrochen werden!
Heidesee - Nach rassistischen Beleidigungen gegen Schülerinnen und Schüler aus Berlin während eines Ausflugs in Südbrandenburg ermittelt der Staatsschutz wegen Volksverhetzung und Bedrohung.
Von 28 Personen seien die Identitäten festgestellt worden, sagte eine Polizeisprecherin am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Ob es sich bei allen um Tatverdächtige handele, sei noch unklar.
Die Berliner Schülerinnen und Schüler, die größtenteils einen Migrationshintergrund haben, waren in einer Ferienanlage in Heidesee (Dahme-Spreewald) untergebracht, als sie in der Nacht zum Sonntag von anderen Gästen rassistisch beleidigt wurden. Eine Gruppe, die laut Polizei aus der Region kam, feierte in derselben Ferienanlage am Frauensee Geburtstag.
Aus dieser Gruppe heraus sei die Schulklasse "fremdenfeindlich" beschimpft und bedroht worden, sagte die Polizeisprecherin. Einige der Betroffenen seien erkennbar muslimischen Glaubens und hätten Kopftücher getragen. Eine körperliche Auseinandersetzung konnte die Polizei nach eigenen Angaben verhindern.
Die Klasse fuhr den Angaben zufolge noch in der Nacht nach Berlin zurück. Die Polizei begleitete die Abreise. Ein Lehrer hatte nach der Auseinandersetzung in der Anlage die Eltern der Schüler informiert.
Kinder standen unter Schock
Einem Bericht der "B.Z." zufolge sind die Schülerinnen und Schüler 15 und 16 Jahre alt. Unter Berufung auf einen Vater eines Schülers berichtete die Zeitung, die Eltern hätten ihre Kinder gegen 3 Uhr aus der Unterkunft abholen müssen.
"Viele Kinder stehen unter Schock. Sie kannten diese Ausländerfeindlichkeit aus Berlin nicht. Es wird jetzt überlegt, die Matheprüfung am Mittwoch zu verschieben", sagte der Vater der Zeitung. Die Jugendlichen hätten sich eigentlich in Brandenburg auf die Prüfung vorbereiten wollen, schrieb die "B.Z.".
Die Befragung der Schülerinnen und Schüler in Berlin zum Geschehen werde einige Zeit in Anspruch nehmen, sagte die Polizeisprecherin. Polizisten hatten bereits in der Nacht des Vorfalls erste Zeugen befragt.
Derweil hat Berlins Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (40, CDU) Hilfe zugesagt "Mit Bestürzung habe ich von den Vorfällen in Brandenburg gehört. Mit solchen Übergriffen will ich mich und dürfen wir uns nicht abfinden", teilte die CDU-Politikerin am Montag mit. Nun gelte es zunächst, den Schülerinnen und Schülern bestmöglich zu helfen. "Noch heute werden wir in der Schule Termine zur psychologischen Aufarbeitung des Geschehens für die Schülerinnen und Schüler und ihre Eltern anbieten."
Das Krisen- und Interventionsteam der Schulpsychologischen und Inklusionspädagogischen Beratungs- und Unterstützungszentren sei umgehend verständigt worden. "Ich danke der Schulleitung und den Lehrkräften, die vor Ort gewesen sind, für ihr umsichtiges Handeln", sagte Günther-Wünsch.
Auch die Einrichtung zeigt sich nach dem Vorfall entsetzt: "Wir verurteilen jegliche Form von Fremdenfeindlichkeit und Rassismus auf das Schärfste", erklärte die Geschäftsführerin der Ferienanlage in Heidesee (Dahme-Spreewald), Nora Runneck, am Montag. Die Geschäftsführerin der Ferienanlage sagte, mit der betroffenen Schule sei man in Kontakt. Man bedauere sehr, dass die Schüler die Ferienanlage unter diesen Umständen verlassen hätten.
Erstmeldung, 8. Mai, 12.45 Uhr, aktualisiert um 13.51 Uhr
Titelfoto: Daniel Bockwoldt/dpa