Video zeigt rassistischen Vorfall bei der Polizei: "Das ist mein Land und du bist hier Gast!"

Berlin - Ein schreiendes Kind, ein auf den Boden gedrückter Ehemann, eine hysterische Frau und eine rassistische Beleidigung. Ein Video in den sozialen Medien zeigt, wie ein Polizeieinsatz außer Kontrolle gerät. Nun ermittelt der Staatsschutz gegen den Beamten und die Polizei muss sich einmal mehr fragen: Haben sie im eigenen Haus ein Rassismus-Problem?

Der Linken-Politiker Ferat Koçak (43) hatte das Video in den sozialen Medien veröffentlicht.
Der Linken-Politiker Ferat Koçak (43) hatte das Video in den sozialen Medien veröffentlicht.  © 123RF/angela rohde, Christian Ender/dpa

Linken-Politiker Ferat Koçak (43) verbreitete das Video über Twitter und Instagram. Darauf zu sehen: Polizisten, die einen Mann im Schlafzimmer seiner Wohnung auf den Boden drücken. Ein Kind sieht die Szene mit an und versucht, sich schnellstmöglich in Sicherheit zu bringen.

Die Frau des Mannes wiederum kann sich kaum beruhigen, schreit und hält die Szene mit dem Handy fest. Dann kommt es zum Eklat: "Das ist mein Haus", weigert sie sich das Zimmer zu verlassen. "Das ist mein Land und du bist hier Gast", sorgt der Polizist für große Empörung.

Was vor diesen Szenen vorgefallen ist, zeigt der Videoclip nicht, doch offenbar beschweren sich die Eheleute in gebrochenem Deutsch über Polizeigewalt bei der Festnahme.

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Der Polizist aber wird weiter ausfällig: "Halt die Fresse, fass mich noch einmal an". Und weiter in Richtung Ehemann: "Du bist hier in unserem Land. Ihr habt euch nach unseren Gesetzen zu verhalten."

Am Ende droht er noch einmal der Frau: "Schrei mich nicht so an und fass mich nie wieder an. Ich bringe dich ins Gefängnis."

Der Grund für den Einsatz: eine Gefährderansprache sowie ein Bußgeld. Gegen den 30-jährigen Mann bestand ein Haftbefehl wegen Erschleichens von Leistungen, teilte die Berliner Polizei am Dienstag mit.

Berliner Polizei berichtet von "fremdenfeindlicher Beleidigung" und ermittelt gegen Polizisten

Demnach kam es bereits am frühen Freitagmorgen zu dem Polizeieinsatz. Während der Verhaftung soll der Ehemann Widerstand geleistet haben. Deshalb drückten ihn die beiden Beamten auf den Boden. Die 28-jährige Ehefrau soll wiederum versucht haben, ihren Mann zu befreien.

Als sich die Situation schließlich beruhigte, konnte die Gefährderansprache durchgeführt werden. Zudem hatte sich auch der Haftbefehl mit der Zahlung des noch offenen Betrages von 750 Euro erledigt. Dennoch hat der Einsatz nun für beide Seiten ein Nachspiel.

Nur wenige Stunden später, gegen 11 Uhr, erschienen die Eheleute bei der Polizei, zeigten den Beamten das entsprechende Video und erstatteten Anzeige. Neben der "fremdenfeindlichen Beleidigung" gegenüber der 28-Jährigen soll der Mann während des Einsatzes leicht an einem Arm verletzt worden sein.

Nun ermittelt der Staatsschutz, doch auch gegen die Frau wird wegen "Widerstands, tätlichen Angriffs und versuchter Gefangenenbefreiung" ermittelt. Erste dienstrechtliche Konsequenzen gegenüber den Polizisten sind bereits gezogen worden. "Er wurde unmittelbar in den Innendienst versetzt", teilte die Polizei via Twitter mit. "Weitere dienstrechtliche Konsequenzen folgen." Es werde gegen ihn auch strafrechtlich ermittelt.

Erstmeldung, 14. September um 9.17 Uhr, aktualisiert um 14.33 Uhr

Titelfoto: 123RF/angela rohde, Instagram/der_neukoellner

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