Taser-Test überflüssig? Polizei-Gewerkschaft fordert Einführung in NRW
Düsseldorf – Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Nordrhein-Westfalen sieht keinen Grund mehr für Tests für eine flächendeckende Ausstattung der Polizei mit Distanz-Elektroschockern.
"Aus unserer Sicht werden keine Evaluierungen mehr benötigt. Der Taser hat sich in der Einsatzpraxis bewährt. In anderen Bundesländern, aber auch weltweit bei anderen Polizeibehörden gehört der Taser längst zur Standardausrüstung", sagte Michael Mertens, Vorsitzender der GdP NRW, der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" (WAZ). Man fordere die flächendeckende Ausstattung der Polizei
"Ich selbst war zunächst unsicher bei diesem Thema, immerhin geht es um den Zusammenhang Strom und Staatsgewalt", führte Mertens weiter aus. Aber man habe sich intern damit genau beschäftigt. "Inzwischen bin ich ein absoluter Befürworter geworden."
Die Elektroschock-Pistolen sind knallgelb und schon von Weitem zu erkennen. Polizisten können zunächst einen kleinen Lichtbogen auslösen, der die Kraft des Tasers demonstriert.
Im Ernstfall schießt man mit dem Gerät zwei Elektroden an Drähten auf den Angreifer, der durch Stromimpulse außer Gefecht gesetzt wird.
Zunächst noch Taser-Tests bis 2024
Im vergangenen Oktober war es allerdings zum ersten Todesfall im Zusammenhang mit einem Taser-Einsatz gekommen. Ein 44-Jähriger starb in Dortmund, nachdem er zwei Stromstöße erhalten hatte. Der 137 Kilogramm schwere und 1,99 Meter große Mann hatte zuvor einen Polizisten mit Schlägen gegen den Kopf verletzt und dann versucht, mit einem Streifenwagen zu türmen.
Wie sich bei der Obduktion herausstellte, war der Mann schwer herzkrank und erheblich alkoholisiert. Ob sein Tod tatsächlich auf die Elektroschocks zurückzuführen ist, konnte die Obduktion nicht klären.
Die Taser sind politisch umstritten - auch zwischen den Regierungsfraktionen von CDU und Grünen in NRW. Bei den Koalitionsverhandlungen nach der Landtagswahl Mitte Mai einigte sich die schwarz-grüne Koalition darauf, die bereits bestellten Geräte an weitere Polizei-Dienststellen zu verteilen, bis 2024 weiter zu testen und mit einer Bodycam zu koppeln.
Die NRW-Polizei ist noch nicht flächendeckend mit Tasern ausgestattet.
Titelfoto: Rolf Vennenbernd/dpa