Sabotage an LNG-Pipeline verursacht Millionenschaden
Brunsbüttel - Wer steckt hinter dem Anschlag auf die sich im Bau befindliche LNG-Trasse in Schleswig-Holstein? Die Bundesanwaltschaft ermittelt.
Derzeit wird die Trasse "ETL 180" zwischen Brunsbüttel an der Mündung des Nord-Ostsee-Kanals in die Elbe und Hetlingen im Kreis Pinneberg gebaut, um per Schiff geliefertes flüssiges Erdgas (LNG) in das deutsche Gasnetz einspeisen zu können.
Bei einer elektronischen Kontrolle der Röhren wurden Ende November Beschädigungen festgestellt.
An mindestens acht Stellen sollen auf einer Strecke von mehr als einem Kilometer Löcher in die Gasleitung gebohrt worden sein, wie der Spiegel jetzt berichtet. Der Schaden wird auf mindestens 1,6 Millionen Euro geschätzt.
Die Bundesanwaltschaft übernahm die Ermittlungen, da es um kritische Infrastruktur geht. Der Verdacht: verfassungsfeindliche Sabotage. Doch wer steckt dahinter? Ein Bekennerschreiben gibt es anscheinend nicht. Das Verfahren läuft gegen Unbekannt. Die Täter sollen professionelle Ausrüstung eingesetzt haben, ermittelte das Landeskriminalamt laut "Spiegel".
LNG-Baustelle im Norden bereits mehrfach Ziel von Protesten
Gegen den Bau der Pipeline und des Terminals in Brunsbüttel gab es zuvor mehrfach Protest und auch Besetzungen der Baustelle von Umweltschützern. Bei einer Aktion der radikalen Gruppe "Ende Gelände" am 22. August 2023 wurden Baufahrzeuge beschädigt. Der Schaden wird auf rund 500.000 Euro geschätzt. Gegen mehrere Beschuldigte ermittelt die Polizei.
In einem weiteren Fall sind die Ermittler ratlos. Bereits im April wurde ein Rohrelement angesägt. Täter wurden bislang nicht gefunden.
Eigentlich war geplant, dass die rund 55 Kilometer lange Pipeline "ETL 180" Ende 2023 in Betrieb geht. Wie der Betreiber Gasunie mitteilte, wurde der Großteil der beschädigten Stellen mittlerweile repariert. Der Rest soll in den kommenden Tagen angegangen werden, wenn es das Wetter zulässt. Außerdem sollen zeitgleich die fehlenden 300 Meter Rohre verlegt werden. Die Witterungsverhältnisse und das hohe Wasseraufkommen haben den Bauablauf verzögert.
Die Inbetriebnahme ist für Februar geplant. Vom neuen LNG-Terminal in Brunsbüttel soll das wiederverdampfte Gas ins bundesweite Erdgasnetz eingespeist werden. Bislang wird es in das regionalen Verteilnetz in Schleswig-Holstein geleitet.
Der Bau sollte den Ausfall russischer Erdgaslieferungen nach Beginn des Angriffskriegs auf die Ukraine in Teilen ersetzen.
Erstmeldung: 10.45 Uhr. Aktualisiert: 11.36 Uhr.
Titelfoto: Marcus Brandt/dpa