Reise in die Vergangenheit: Unermüdliche Polizistin findet Eigentümerin von Weltkriegs-Koffer
Sankt Augustin - Diese Ermittlungen waren wahrlich eine Achterbahnfahrt! Mit beharrlicher Polizeiarbeit konnte eine Beamtin aus Troisdorf die Besitzerin (62) eines gestohlenen Koffers ausfindig machen - trotz diverser Rückschläge.
Von dem sensationellen Fall berichtet die Polizeibehörde des Rhein-Sieg-Kreises am Freitag.
Demnach sei der Koffer bei der Entrümpelung eines Zimmers in einer Obdachlosenunterkunft in Sankt Augustin aufgefunden worden. Ein Bewohner (34) hatte das Gepäckstück einfach zurückgelassen.
Dabei befanden sich einige Schätze in dem Koffer - wenn auch eher von ideeller Natur: Neben unzähligen Silbermünzen waren auch einige persönliche Briefe und Abzeichen aus dem 2. Weltkrieg in der Tasche verstaut.
Da schnell der Verdacht bestand, dass der Koffer gestohlen war, wurde die Polizei eingeschaltet. Schließlich landete der Fall auf dem Schreibtisch der Kriminaloberkommissarin aus Troisdorf. Und die unternahm kurzerhand eine regelrechte Reise in die Vergangenheit.
Empfängerin der Briefe vor Jahrzehnten verstorben - auch Enkelin tot
Anhand eines auf den 1. Februar 1944 datierten Briefes fand die Beamtin den Namen eines im damaligen Ostpreußen verstorbenen Majors. Die weiteren Briefe, die teilweise in altdeutscher Schrift verfasst und auch aufgrund des Alters kaum leserlich waren, führten die Troisdorferin schließlich auf die Spur der Empfängerin - und eine Odyssee über Hannover und Siegen nach Düren und wieder zurück ins Siegerland nach Netphen begann.
Doch dann folgte die traurige Erkenntnis: Die Empfängerin der Feldpost verstarb bereits vor Jahrzehnten. Und auch ihre Enkelin, die in Sankt Augustin wohnte, starb im vergangenen Sommer. Erben waren bis dato nicht bekannt - und so drohte die Ermittlung in eine Sackgasse zu geraten.
Doch nicht mit der ambitionierten Kriminaloberkommissarin! Kurzerhand fuhr die zum Haus der Verstorbenen in Sankt Augustin und befragte die Nachbarschaft. So konnte eine 62-Jährige aus Nettetal ausfindig gemacht werden, die sich als "Ziehtochter" der Verstorbenen herausstellte.
Und die brachte schnell Licht ins Dunkel: Sie hatte das Haus ihrer Mutter im April 2024 leergeräumt und den aufgefundenen Koffer über Nacht in ihrem Auto gelassen. Der Wagen wurde dann allerdings aufgebrochen und das Gepäckstück dabei entwendet.
Gegen den ehemaligen Bewohner der Unterkunft wurde daher ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf besonders schweren Diebstahls eingeleitet.
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