Polizeischüsse in Schwalmstadt: Neue Erkenntnisse zur Waffe der getöteten Frau
Schwalmstadt/Marburg - Nach den Schüssen vor einer Polizeistation im hessischen Schwalmstadt gibt es neue Erkenntnisse hinsichtlich der Waffe der tödlich verletzten Frau. Trotzdem bleiben viele Fragen weiter ungelöst.
Laut einem Sprecher der Staatsanwaltschaft Marburg trug die von Polizeischüssen tödlich verletzte Frau keine scharfe Schusswaffe, sondern eine verblüffend echt aussehende Softair. Dies wurde am Freitagmorgen mitgeteilt.
Zu jenem Ergebnis seien die Sachverständigen des hessischen Landeskriminalamts (LKA) in Wiesbaden mittlerweile gekommen.
Schon vergangene Woche wurde klar, dass es sich bei der Waffe um keine scharfe Pistole handelt - nun also die konkrete Auflösung.
Offen bleibt hingegen, ob die 20-Jährige auf die Beamten geschossen hat, bevor diese das Feuer eröffneten. Zur Info: Softair-Waffen verschießen kleine Plastikkugel und sind nicht lebensbedrohlich. Sehen oftmals aber aus wie scharfe Waffen.
"Die Untersuchungen gestalten sich sehr umfangreich", erklärte der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Die Softair werde im Detail untersucht. Man wolle alle Eventualitäten ausklammern beziehungsweise beleuchten.
Im ersten Moment wurde berichtet, dass die später getötete Frau eine Schusswaffe gezogen hatte und auf die Polizeikräfte geschossen habe. Fest steht derzeit den Angaben der Staatsanwaltschaft bislang jedoch nur, dass die Waffe gezogen und auf die Beamten gerichtet wurde. Den genauen Ablauf ermittele man weiter.
Gegen die vier Polizeibeamten läuft ein Ermittlungsverfahren
Die wohnsitzlose Frau war zuvor bereits polizeikenntlich in Erscheinung getreten - unter anderem wegen des Verdachts der Trunkenheit am Steuer sowie des unerlaubten Entfernens von einem Unfallort.
Nach einer darauffolgenden Blutentnahme auf der Polizeiwache sei sie entlassen worden und an besagtem Donnerstagmorgen (25. Oktober) mit ihrem Auto auf dem Hof der Polizeistation vorgefahren.
Als vier Polizeibeamte sich ihrem Fahrzeug näherten, sei die Frau ausgestiegen und haben unmittelbar eine Waffe auf die Einsatzkräfte gerichtet, woraufhin diese geschossen hätten.
Trotz sofortiger Erste-Hilfe-Maßnahmen sei sie anschließend noch im Rettungswagen verstorben. Die Obduktion ergab, dass die Frau von mindestens zwei Kugeln getroffen wurde und aufgrund der Verletzung innerer Organe und dem folglich hohen Blutverlust ums Leben kam.
Wie bei solchen Vorfällen, in die Polizisten involviert sind, üblich, wurde ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des Totschlags eingeleitet. In diesem Fall gegen die vier Beteiligten Polizeibeamten. Weitere Ermittlungen zu den Hintergründen sowie den genauen Umständen stellt das LKA nach wie vor an.
Titelfoto: Nicole Schippers/dpa