Obdachlose von Polizisten erschossen: War das der Auslöser?

Schwalmstadt - Einen Tag nach den tödlichen Schüssen auf eine junge Frau vor einem Polizeirevier in Nordhessen haben die Staatsanwaltschaft und das Hessische Landeskriminalamt weitere Details zum Ablauf bekannt gegeben.

Ein Absperrband der Polizei hängt vor der Polizeiwache in Schwalmstadt. Bei einem Polizeieinsatz ist hier eine Frau (†20) erschossen worden.  © Alexander Wittke/dpa

Wie ein Sprecher mitteilte, handelte es sich bei der 20-Jährigen um eine zu diesem Zeitpunkt wohnungslose und obendrein polizeibekannte Deutsche. Zudem könnte ein Vorfall aus der vorangegangenen Nacht für ihr Auftreten vor dem Schwalmstädter Polizeirevier am gestrigen Donnerstagmorgen entsprechend gesorgt haben.

So war sie den Beamten bereits wegen Trunkenheit im Verkehr aufgefallen. Zudem wurde sie wegen unerlaubten Entfernens vom Unfallort zur Rechenschaft gezogen. Im Nachgang wurde sie für eine Blutentnahme auf das Revier mitgenommen, das sie aber zunächst wieder verlassen durfte.

Gegen 6 Uhr habe sie sich dann mit ihrem Auto auf den Innenhof des Reviers begeben und habe zunächst einige Zeit in ihrem Wagen ausgeharrt.

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Erst als sich vier Beamte dem Fahrzeug näherten, stieg die 20-Jährige aus und richtete umgehend eine Schusswaffe auf die Ordnungshüter. Hieraufhin sahen diese sich dazu gezwungen, das Feuer zu eröffnen. Mindestens zwei Kugeln sollen die junge Frau getroffen und schließlich tödlich verletzt haben. Sie verstarb noch im Krankenwagen auf dem Weg ins Krankenhaus.

Noch am Abend wurde ihr Leichnam an die Gerichtsmedizin übergeben, wo eine Obduktion ergab, dass der massive Blutverlust infolge der Verletzung innerer Organe ursächlich für ihren Tod war.

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Trotz sofortiger Erste-Hilfe-Maßnahmen sei die verletzte 20-Jährige noch im Rettungswagen gestorben.  © Nicole Schippers/dpa

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Zudem zeigten die bisherigen Ermittlungen, dass die Waffe der 20-Jährigen keine "scharfe" Waffe gewesen sei, einer solchen aber wohl zum Verwechseln ähnlich sah. Ob sie selbst Schüsse abgegeben hat, müssen weitere Untersuchungen zeigen.

Während die Motive und Hintergründe des Erscheinens der inzwischen Verstorbenen weiterhin unklar sind, wurde routinemäßig ein Verfahren wegen Totschlag-Verdachts gegen die vier Polizisten eröffnet.

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