Von Volker Danisch, Eszter Bottka
Düsseldorf - Ein Lkw fuhr in Schlangenlinien über die Autobahn und löste bei der Chaosfahrt auf der A1 eine Unfallserie aus, die erst mit einer Kollision im Gegenverkehr endete. Der festgenommene Fahrer wurde in eine psychiatrische Klinik gebracht.
Dort soll der 30-Jährige auch vorerst bleiben. Dies entschied laut einer Sprecherin ein Haftrichter.
Zum Zustand der 19 Verletzten gebe es nichts Neues, hieß es weiter.
Nach Angaben der Polizei wurde inzwischen eine Ermittlungskommission gegründet. Die Blutergebnisse des 30-jährigen polnischen Lkw-Fahrers stehen weiterhin aus. Ihm wird gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr vorgeworfen.
Nach der Unfallserie hatte die Polizei mitgeteilt, dass sich vor Ort Hinweise auf einen möglichen Alkohol- oder Drogenkonsum sowie eine psychische Erkrankung des Mannes ergeben hätten.
Weitere Unfallbeteiligte sollen im Laufe des Tages vernommen werden.
Unfall-Chaos am Samstag
Der Lkw war am Samstagnachmittag mit hohem Tempo und in Schlangenlinien über die A46 und die A1 gefahren und löste zahlreiche Unfälle aus. Autofahrer wurden während der Chaosfahrt über den Verkehrsfunk gewarnt und aufgefordert, die Autobahnen schnellstmöglich zu verlassen - konnten aber in vielen Fällen nicht rechtzeitig ausweichen.
Bisherigen Erkenntnissen der Ermittler zufolge wurden insgesamt 50 Fahrzeuge in die Unfallserie verwickelt!
Die Zahl der Schwerverletzten habe sich von sechs auf acht erhöht, darunter sei eine Person mit lebensgefährlichen Verletzungen, teilte die Polizei am frühen Sonntagmorgen mit. 18 Menschen wurden demnach leicht verletzt.
Angesichts der vielen gerammten Fahrzeuge und der über längere Zeit hinweg unübersichtlichen Lage schlossen die Ermittler nicht aus, dass es noch mehr Verletzte geben könnte.
Lkw-Fahrer hinterließ Schneise der Verwüstung
Der verdächtige Lkw wurde der Polizei gegen 16.25 Uhr gemeldet, als er in auffallend unsicherer Fahrweise auf der A46 im Bereich Neuss unterwegs war. Zwar konnte ihn die Autobahnpolizei bald darauf lokalisieren.
Allerdings missachtete der Fahrer laut Polizei ihre Anhaltezeichen und fuhr weiter mit deutlich erhöhter Geschwindigkeit und in Schlangenlinien über die A46 in den Raum Wuppertal und dann auf die A1.
Auf der A1 geriet der Lastwagen dann zwischen Volmarstein und Hagen-West in den Gegenverkehr, stieß mit mehreren entgegenkommenden Fahrzeugen zusammen und kam schließlich quer zur Fahrbahn zum Stehen.
Der Fahrer wurde an der Unfallstelle festgenommen. Zurück blieben mehrere völlig demolierte Autos und eine offensichtlich beträchtliche Schadensbilanz in noch unbekannter Höhe.
Infolge der Unfallserie kam es zu Sperrungen mehrerer Autobahnabschnitte. Am frühen Sonntagmorgen war laut Polizei noch die A1-Strecke in Fahrtrichtung Köln ab Hagen-West sowie in Fahrtrichtung Bremen ab Gevelsberg bis zur Unfallstelle gesperrt. Die Sperrungen dürften demnach bis zum Mittag anhalten. Die Sperrung der A46 zwischen Varresbeck und Wuppertal-Nord wurde dagegen wieder aufgehoben.
Auf der Internetseite des LKA NRW schaltete die Polizei ein Hinweisportal frei. Dort können Zeugen Fotos und Videos hochladen oder andere Hinweise hinterlassen.
Fahrer aus Polen festgenommen
Der 30-jährige Lkw-Fahrer war am Samstagabend auf der A1 bei Hagen festgenommen worden, nachdem sein Lkw etliche Fahrzeuge gerammt hatte und nach einer Kollision im Gegenverkehr schließlich zum Stehen gekommen war.
Der Fahrer des Lastwagens mit polnischem Kennzeichen wurde ins Krankenhaus gebracht. Bei der Festnahme vor Ort habe es zunächst Anzeichen auf einen möglichen Alkohol- oder Drogenkonsum gegeben, teilte die Polizei mit.
Anschließend wurde der Festgenommene vorübergehend in einer psychiatrischen Klinik untergebracht, wie ein Polizeisprecher am Sonntagmittag gegenüber der Deutschen Presse-Agentur erklärte.
Im Rahmen der ersten Untersuchungen des Mannes hätten sich Hinweise ergeben, dass der Mann psychisch krank sei.
Erstmeldung: 1. Dezember, 9.06 Uhr; zuletzt aktualisiert: 2. Dezember, 10.18 Uhr