Linksextremer Anschlag auf Privathaus von G20-Richter? Bekennerschreiben aufgetaucht
Hamburg - Anschlag auf einen Hamburger Richter: Das Privathaus von Johann Krieten wurde mit Farbe und Buttersäure beworfen.
Wie die Polizei mitteilte, geschah der Angriff in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag in Buxtehude in der Straße Eckdahl. Den Tatzeitraum grenzen die Ermittler auf die Stunden zwischen Mitternacht und 8 Uhr ein.
Zu dem Zeitpunkt befand sich der Richter selbst nicht daheim. Dafür waren aber mehrere Familienangehörige in seinem Haus.
Die Ermittler vermuten hinter der Tat einen Anschlag aus dem linksextremen Spektrum, teilte die Hamburger Justizbehörde am Donnerstag mit.
Im Internet ist auf einer linken Seite ein Bekennerschreiben aufgetaucht, das TAG24 vorliegt. Dort wird ein Bezug zu den G20-Ausschreitungen vor fünf Jahren in Hamburg hergestellt. "Mit unserer Aktion gegen Krieten grüßen wir die gefangenen Genoss*innen", heißt es in dem Schreiben. Der Staatsschutz ermittelt.
Die Polizei vermutet, dass die Täter über einen Rad- und Fußweg hinter dem Grundstück auf ebendieses gelangen. Dort warfen sie mehrere Gläser mit übel riechender Flüssigkeit gegen die Terrassentür und die Scheiben. Dabei soll es sich nach Angaben der Justizbehörde um Farbe und Buttersäure gehandelt haben.
Mehrere Scheiben und die Fassade wurden verunreinigt. Der Sachschaden wird auf mehrere hundert Euro geschätzt.
Zeugen des Angriffs werden gebeten, sich bei der Polizei unter der Rufnummer 04161-647115 bei der Buxtehuder Polizei zu melden.
Justizsenatorin spricht von "Angriff auf den Rechtsstaat"
Aus Politik und Justiz kommen scharfe Reaktionen auf den Anschlag. "Der Angriff auf den Richter ist ein Angriff auf den Rechtsstaat. Wer einen Richter an seinem Wohnort aufsucht und Straftaten verübt, will ihn und seine Familie einschüchtern", sagte Justizsenatorin Anna Gallina (38, Grüne).
Die Politikerin fügte hinzu: "Das ist eine Schande und wir verurteilen das aufs Schärfste." Wer Richter angreife, nur weil ihnen deren Entscheidungen nicht gefalle, agiere "weit außerhalb unseres Rechts- und Wertesystems."
Hans-Dietrich Rzadtki, Präsident des Hamburger Amtsgerichts, sagte: "Dieser feige Anschlag gegen einen Kollegen schockiert und betrifft uns alle. Dies gilt umso mehr, als sich zur Tatzeit engste Familienangehörige, darunter ein Kleinkind in dem Haus aufgehalten haben."
Rzadtki sagte weiter: "Es ist ein beschämender Tabubruch, der unser aller Abscheu verdient." So eine Attacke habe nichts mit politischem Protest oder einer legitimen Justizkritik zu tun.
Zuletzt wurde Krieten durch den Prozess gegen den Rapper Gzuz (34) bundesweit bekannt und erhielt einen Ruf als knallharter Richter. Im Zusammenhang mit den G20-Ausschreitungen fällte er mehrere Urteile. So schickte er einen Mann wegen eines Flaschenwurfs auf Polizisten dreieinhalb Jahre in Haft. Das nimmt ihm die linke Szene offenbar böse.
Titelfoto: Montage: André Lenthe Fotografie, Christian Charisius/dpa