"Lass' mich los, Du Ar***!": Mann liegt am Boden, Polizist schlägt zu
Pforzheim - Im Netz macht derzeit ein Video die Runde. Darauf zu sehen: Ein Mann, der auf offener Straße von Polizisten fixiert wird - und geschlagen. Nun meldet sich die Polizei.
Die verwackelten Handyaufnahmen zeigen eine Szene in der Pforzheimer Innenstadt. Beamte knien auf einem am Boden liegenden Mann. Sein Kopf wird auf den Asphalt gedrückt.
Ein Beamter herrscht ihn an: "Hör' jetzt auf!". Drückt den erhobenen Arm des Mannes wieder nach unten. Es folgt unverständliches Gemurmel des am Boden Liegenden.
Dann schlägt der Polizist zu. Ein Mal. Zwei Mal. Mit der flachen Hand. "Lass' mich los, Du Arschloch!", herrscht er den Mann an.
Die Kamera wackelt immer wieder. Dann Schnitt. Andere Perspektive. Nun fixieren schon vier Beamte. Einer davon scheint mehrmals zuzuschlagen. Das Opfer stöhnt, wimmert.
Schließlich ist lautes Geschluchze zu hören. Der Clip endet.
Am Sonntag meldet sich die Pforzheimer Polizei zu Wort, veröffentlicht eine längere Pressemitteilung angesichts der durchaus verstörenden Aufnahmen.
Demnach wurden die Szenen während eines Einsatzes am gestrigen Samstagnachmittag gedreht, in der Pforzheimer Nordstadt. Gegen 16.25 Uhr habe ein 25-jähriger Portugiese den Einsatz am Pfälzerplatz ausgelöst.
"Die Polizei wurde alarmiert, da der Mann nach Mitteilung versuchte, Fahrzeuge anzuhalten und Passanten anpöbelte", heißt es seitens der Ordnungshüter. "Nach derzeitigem Stand der Erkenntnisse sollte der alkoholisierte Mann durch eine herbeigerufene Polizeistreife einer Kontrolle unterzogen werden. Gleich zu Beginn der Kontrolle trat der offensichtlich alkoholisierte und aggressive 25-Jährige auf die Beamten nah zu und fuchtelte mit seinen Armen direkt vor den Gesichtern der Beamten herum."
Portugiese hatte 2,2 Promille intus
Mehrfach sei der 25-Jährige aufgefordert worden, das zu unterlassen. Beruhigen ließ er sich demnach nicht. "Da von ihm erhebliche Gefahren ausgingen, musste er schließlich in Gewahrsam genommen werden."
Doch der junge Mann wehrte sich. Also habe man ihn zu Boden gebracht und fixiert, "um die Widerstandshandlungen zu brechen". Hierbei habe er zunächst an den Beamten gegriffen, später gegen die einschreitenden Beamten und versucht, diese zu verletzen.
"Nachdem ihm Handschließen angelegt wurden, konnte er zu einem Polizeirevier gefahren werden. Auch hierbei leistete er massiven Widerstand."
Er verbrachte demnach die Nacht in Gewahrsam. "Ein Alkoholtest ergab einen Wert von über 2,2 Promille. Die Identität des Mannes konnte im Laufe des Sonntagvormittags geklärt werden. Der 25-jährige Portugiese, welcher sich nach eigenen Angaben nur vorübergehend in Deutschland befindet, wurde nach Rücksprache mit der Staatsanwaltschaft auf freien Fuß gesetzt."
Ein einschreitender Beamter sei bei dem Einsatz so verletzt worden, dass er seinen Dienst abbrechen musste. Das Video mit der Teilsequenz kursiere in den sozialen Medien, der Gesamtsachverhalt sei dabei aber nicht ersichtlich.
"Die Polizei ist regelmäßig in einem ständigen Spannungsfeld, wenn Zwangsmaßnahmen gegen Personen durchgeführt werden müssen, vor allem dann, wenn diese alkoholisiert und äußerst aggressiv sind und dabei die einschreitenden Beamten aktiv körperlich angehen", wird Polizeisprecher Dirk Wagner in einem Tweet zitiert.
Und weiter: "Klar ist, dass die Polizei ihrem gesetzlichen Auftrag, Gefahren und Störungen der öffentlichen Sicherheit und Ordnung zu beseitigen sowie Straftaten und Ordnungswidrigkeiten zu verfolgen, nachkommen muss. Hier kann es erforderlich sein, wenn, wie im vorliegenden Fall, der Betroffene unkooperativ ist und alle deeskalierende Alternativen abgelehnt werden, einen Widerstand mit körperlicher Gewalt zu brechen."
War das Vorgehen der Polizisten rechtmäßig?
Das Video zeige laut Polizeiangaben deutlich, dass die Beamten gewillt waren, den Widerstand mit einfacher körperlicher Gewalt zu beenden und den Mann in Gewahrsam zu nehmen.
"Solche Einsätze erzeugen häufig Bilder, die Fragen aufwerfen", heißt e sin der Mitteilung vom Nachmittag. "Die Verletzungen aller Beteiligten wurden dokumentiert. Gegen den Mann wurde ein Ermittlungsverfahren wegen des tätlichen Angriffs gegen Vollstreckungsbeamte sowie des zuvor gemeldeten Verhaltens eingeleitet."
Im Rahmen des Verfahrens werde dabei auch die Rechtmäßigkeit des Vorgehens der einschreitenden Beamten geprüft. Ob das Vorgehen der einschreitenden Beamten im Gesamtsachverhalt bei diesem Vorgehen rechtmäßig war, sei Gegenstand der aktuell laufenden Ermittlungen.
Darüber hinaus werde auch geprüft, ob das Video regelkonform erstellt und veröffentlicht wurde. Zeugen oder Hinweisgeber des Sachverhalts werden gebeten, sich mit dem Polizeirevier Pforzheim-Nord unter der Rufnummer 07231/186-3211 in Verbindung zu setzen.
Titelfoto: Screenshot: Twitter.de/Ailo 24