Kieferbruch bei Klassenfahrt: 62-Jähriger schlägt Schüler (16) mit Motorradhelm

Cuxhaven/Berlin - Eine achte Klasse aus Berlin erlebte auf ihrer Klassenfahrt an die Nordsee einen Albtraum. Schüler wurden in Cuxhaven angegriffen, einer erlitt einen doppelten Kieferbruch.

Eine achte Klasse der Ferdinand-Freiligrath-Schule war an der Nordsee auf Klassenfahrt. (Symbolbild)
Eine achte Klasse der Ferdinand-Freiligrath-Schule war an der Nordsee auf Klassenfahrt. (Symbolbild)  © Carmen Jaspersen/dpa

Der Vorfall hat sich bereits vor über einer Woche ereignet und wurde am heutigen Dienstag durch einen Bericht des Tagesspiegels bekannt. Erst danach sah sich die Polizei anscheinend dazu gedrängt, eine Mitteilung zu veröffentlichen, denn es geht auch um mögliches Fehlverhalten der Beamten.

Nach Polizeiangaben riefen ein 62-Jähriger und sein Sohn am Montag, dem 12. Juni, gegen 14 Uhr die Polizei. Eine Gruppe von Jugendlichen habe versucht, seinen E-Roller zu stehlen. Die Beamten nahmen die Ermittlungen auf.

Nur wenig später meldete sich einer der Jugendlichen bei der Polizei, um eine Körperverletzung anzuzeigen. Ein Mann habe seinen Freund mit einem Motorradhelm niedergeschlagen.

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Die Polizisten fuhren zum Einsatzort, trafen dort auf die Schulklasse aus Berlin samt zwei Lehrern. Ein 16-Jähriger war verletzt und blutete aus dem Mund. Er wurde später per Rettungswagen in eine Klinik gebracht. "Es wurde hier schnell klar, dass beide Sachverhalte in unmittelbarem Zusammenhang stehen", heißt es seitens der Polizei.

Schüler werden schreiend durch Hafenviertel gejagt

Der 16-Jährige kam per Rettungswagen in ein Krankenhaus. Erst Tage später erfolgt die richtige Diagnose. (Symbolbild)
Der 16-Jährige kam per Rettungswagen in ein Krankenhaus. Erst Tage später erfolgt die richtige Diagnose. (Symbolbild)  © Jan Woitas/dpa

Die Ferdinand-Freiligrath-Schule aus Berlin-Friedrichshain/Kreuzberg stellt den Vorfall etwas anders dar. Demnach gingen vier Achtklässler auf der Straße Am Schleusenpriel in Cuxhaven auf einen abgestellten E-Roller zu, wie es in einer Mitteilung vom Dienstag heißt. Auf dem Lenker habe ein Smartphone gesteckt. Laut Tagesspiegel wollten die Kinder nur gucken, ob jemand das Telefon vergessen hatte.

Die beiden Besitzer des Fahrzeugs seien nach Schulangaben sofort "schreiend auf die Schüler los", weil sie wohl einen Diebstahlversuch vermutet hätten. Die Jugendlichen rannten aus Angst weg.

Daraufhin habe sich "eine Jagd durch das Cuxhavener Hafenviertel" entwickelt. Die Schüler seien von den beiden Verfolgern zu Fuß und mit dem E-Roller gejagt und schließlich festgehalten worden.

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Der 62-Jährige habe einen der Schüler zu Boden gerissen und ihm mit einem Motorradhelm ins Gesicht geschlagen. "Im Krankenhaus Cuxhaven wird der Schüler behandelt, der mehrfache Kieferbruch wird jedoch erst am Donnerstag bei einer Nachuntersuchung in Berlin diagnostiziert."

Schwere Vorwürfe gegen die Polizei

Der Vorfall in Cuxhaven wirft ein schlechtes Licht auf Polizei und Region. (Archivbild)
Der Vorfall in Cuxhaven wirft ein schlechtes Licht auf Polizei und Region. (Archivbild)  © Sina Schuldt/dpa

Die Polizei teilte mit, sie habe eine "gefährliche Körperverletzung" aufgenommen. Der Schule zufolge, wollten die Beamten "nach erster Aussage am Tattag nur wegen einfacher Körperverletzung ermitteln, obwohl der Tatverlauf sehr nach Bedrohung, Nötigung sowie schwerer, gefährlicher und gemeinschaftlicher Körperverletzung aussieht".

Daraufhin habe die Klassenlehrerin am Dienstag die Dienststelle aufgesucht, um die sachgemäße Aufnahme der Anzeige zu überprüfen. Dabei soll sich herausgestellt haben, dass die Daten des zweiten Mannes nicht aufgenommen wurden. Bis heute habe sich niemand bei den Schülern entschuldigt. "Wir verurteilen die brutale Gewalt der Täter und erwarten eine lückenlose Aufklärung."

Die Polizei bestätigte, dass sich über das Vorgehen der eingesetzten Beamten beschwert und ein Dienstaufsichtsbeschwerdeverfahren eingeleitet wurde. Dabei gehe es auch um "Äußerungen, die getätigt worden sein sollen". Laut Tagesspiegel hätten die Beamten die migrantischen Jugendlichen zu Tätern gemacht. "Ihr habt hier gar keine Rechte", soll gefallen sein.

Die Ermittlungen laufen. "Hinweise für einen politisch motivierten Hintergrund oder andere Motive sind zurzeit nicht erkennbar." Der Rassismusverdacht steht aber dennoch im Raum.

Titelfoto: Carmen Jaspersen/dpa

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