Ohne Dank und Begründung: Innenminister Wöller feuert Polizei-Inspekteur
Dresden - Brutale Personalrochade an der Polizeispitze: Innenminister Roland Wöller (48, CDU) hat den Inspekteur der sächsischen Polizei, Reiner Seidlitz (60), geschasst.
Mittwoch früh um acht habe ihm Landespolizeipräsident Horst Kretschmar (59) die Nachricht überbracht, dass er kein Inspekteur mehr sei und in ein Referat des Innenministeriums abgeschoben werde. "Für mich kam das völlig überraschend, ich bin dann nach Hause gegangen und baue jetzt meine Überstunden ab", erzählt Seidlitz am Telefon.
Eine Begründung habe er bislang nicht erhalten. "Man hat kein Vertrauen mehr zu mir - das passiert, wenn man dem Minister widerspricht", meint der einstmals zweithöchste Polizeibeamte im Freistaat. Seine fachliche Meinung habe zu oft nicht mit der politischen Meinung übereingestimmt.
Das Innenministerium begründet die Abberufung von Seidlitz als "Bestandteil der Neuausrichtung im Bereich der Führungsebene bei der Polizei". Was auffällt:
In der offiziellen Mitteilung des Ministeriums wird dem seit 38 Jahren im Polizeidienst stehenden Vogtländer auch die Dankesformel für die bisher geleistete Arbeit verwehrt, was auf ein Zerwürfnis schließen lässt.
Wer neuer Inspekteur werden soll, dazu will sich das Innenministerium auf Anfrage nicht äußern. Durch Polizeiflure geistert allerdings das Gerücht, dass Wöller den Posten ganz abschaffen wolle. Bislang übte ein Inspekteur die Dienst- und Fachaufsicht über den kompletten Polizeivollzugsdienst aus und ist Vertreter des Landespolizeipräsidenten.
Die neue Führungsstruktur der Polizei wird demnächst im Kabinett beschlossen. Bekannt wurde bislang, dass der Görlitzer Polizeipräsident Torsten Schultze ab Februar an die Spitze der Leipziger Direktion wechseln soll. Als neuer Dresdner Präsident wird der Chemnitzer Vize-Chef Jörg Kubiessa vorgeschlagen. Für den Job in Görlitz sind mit Carsten Kaempf und Lutz Rodig zwei Referatsleiter des Innenministeriums im Rennen.
Leipzigs bisheriger Vize Jens Galka soll zunächst ins Ministerium wechseln und dann eine kleinere Direktion übernehmen. Möglicherweise Zwickau, wo die Amtszeit von Conny Stiehl (60) im April um ein Jahr verlängert werden soll.
Titelfoto: Uwe Meinhold