Hinterhof-Mord, Schutzengel-Spritztour, Hafen-Leiche: Diese Fälle beschäftigten die Leipziger Polizei 2023 (Teil 2)
Leipzig - Schon im ersten Teil des Jahresrückblicks der aufsehenerregendsten Polizeieinsätze in Leipzig in diesem Jahr waren einige spannende Fälle dabei. Auch in der zweiten Jahreshälfte beschäftigten sich die Behörden mit einigen zum Teil blutigen Geschehnissen - TAG24 fasst sie für Euch zusammen.
Raubüberfall endet für 20-Jährigen tödlich
Anfang Juli verlief ein Raubüberfall im Zentrum-Nord tödlich: Ein 20-Jähriger und zwei Komplizen (damals 20 und 21) hatten zuvor mutmaßlich einen jungen Mann (18) in seiner Wohnung überfallen, wollten Bargeld und Wertgegenstände von ihrem Opfer.
Es kam zu einer körperlichen Auseinandersetzung, woraufhin die drei Männer vom Tatort flüchteten.
Polizisten entdeckten sie kurze Zeit später in der Nordstraße - der 20-Jährige war schwer verletzt, mutmaßlich durch Stiche. Er wurde noch in ein Krankenhaus gebracht, wo er seinen Verletzungen erlag.
Alle Beteiligten wurden unter Tatverdacht zunächst festgenommen und vernommen, später jedoch wieder freigelassen. Haftbefehle sollen nicht ausgestellt worden sein.
Die Tatverdächtigen und der Getötete sollen sich gekannt haben, möglicherweise sei es um Schulden gegangen.
Misshandelte Leiche im Lindenauer Hafen entdeckt
Für großes Aufsehen sorgte Ende Juli ein zunächst mysteriöser Leichenfund am Lindenauer Hafen. In einem ehemaligen Getreidespeicher an der Plautstraße wurde ein toter Mann entdeckt.
In den darauffolgenden Wochen ermittelte die Polizei auf Hochtouren, fand heraus, dass der 25-jährige Daniel P. aus Sachsen Opfer eines Gewaltverbrechens geworden war. Mutmaßlich ist er misshandelt worden, die Hände waren außerdem auf dem Rücken gefesselt.
Der junge Mann stammte ursprünglich aus dem Erzgebirge, lebte schon länger in Leipzig und war wegen kleinerer Betrugs- und Drogendelikte polizeibekannt.
Erst Anfang September, mehr als einen Monat nach dem grausigen Fund, konnte schließlich ein Tatverdächtiger gefasst werden - es handelte sich um einen 19-jährigen Bekannten des Opfers. Die Beamten waren auf ihn gestoßen, weil er mit der Bankkarte des Toten Geld von dessen Konto abgehoben hatte.
Der Beschuldigte kam in Untersuchungshaft, es wird wegen des dringenden Tatverdachts des Mordes in Tateinheit mit besonders schwerem Raub mit Todesfolge sowie wegen Computerbetrugs gegen ihn ermittelt.
Klimaexperte stirbt auf Leipziger Campingplatz
Ende August wurde schließlich erneut eine Leiche gefunden, diesmal auf einem Campingplatz hinter dem Hauptbahnhof. Bei dem Toten handelte es sich um Agrar- und Klimaexperte Dr. Jürgen Struck (†67).
Dieser war als Mit-Organisator des Bundeskongresses des Verbandes Deutscher Agrarjournalisten (VDAJ) in Leipzig und wollte an jenem Samstag eigentlich Sachsens Umweltminister Wolfram Günther (50, Grüne) treffen - doch dazu kam es nicht mehr.
Zeugen entdeckten den Journalisten übel zugerichtet vor seinem Wohnwagen, der Notarzt konnte nichts mehr für ihn tun.
Eine Obduktion ergab schließlich, dass der 67-Jährige eines natürlichen Todes gestorben war. Seine blutigen Wunden im Gesicht sind vermutlich durch Bisse von Füchsen entstanden.
"Die unfassbare Nachricht seines Todes hat die Teilnehmer des Kongresses zutiefst erschüttert und große Trauer ausgelöst", hieß es in einem Nachruf des VDAJ.
Tod im Hinterhof - Täter an Straßenbahnhaltestelle geschnappt
Wenige Tage später kam es im Süden der Stadt zu einem Tötungsdelikt, infolgedessen ein Verdächtiger mitten am Tag noch in der Nähe des Tatorts festgenommen werden konnte.
Der 59 Jahre alte, etwas verwahrlost wirkende Mann hatte offenbar ganz entspannt mit einem Bier in der Hand an der Haltestelle Karl-Liebknecht-Straße/HTWK gesessen, als die Beamten ihn schnappten und ihm zur Beweissicherung Papiertüten über die Hände zogen.
Nur wenige Minuten zuvor soll er in einem Hinterhof in der Richard-Lehmann-Straße einen 54-jährigen Mann getötet haben. Dieser war blutüberströmt in dem Innenhof gefunden worden.
Zeugen hatten gesehen, wie der mutmaßliche Täter in Richtung Straßenbahnhaltestelle geflohen sei - so konnte der 59-Jährige schnell festgenommen werden. Wegen Totschlags wurde Haftbefehl erlassen.
Spritztour mit Papas Auto wird Elfjährigem zum Verhängnis
Da staunte die Polizei Ende November nicht schlecht, als sie zu einem heftigen Unfall auf der A14 gerufen wurde: Ein Skoda war von der Fahrbahn abgekommen und schließlich von der Autobahn auf ein angrenzendes Stück Grün geschleudert, hatte sich mehrfach überschlagen.
Am Steuer des auf dem Dach liegenden Autos saß zur Überraschung aller ein erst elf Jahre alter Junge, der den Crash fast unversehrt überstanden hat.
Vermutlich aus Langeweile hat sich das Kind die Schlüssel zu Papas Wagen geschnappt. Seine Spritztour führte den Jungen von Wiederitzsch aus auf die B2 und schließlich auf die A14.
Rund zehn Kilometer später dann der Crash, der auch schnell hätte tödlich enden können. Doch sämtliche Schutzengel hatten einen guten Job gemacht und verhindert, dass der Junge schwerere Verletzungen erlitt.
Diese Autofahrt werden er und seine Eltern vermutlich so schnell nicht wieder vergessen.
Titelfoto: Bildmontage: Silvio Bürger, EHL Media/Erik-Holm Langhof, privat