Die Super-Gesichtserkenner! Polizei auf Talentsuche

Dresden - Ladendiebe, Räuber und Randalierer aufgepasst: Die Polizei setzt bei ihrer Ermittlungsarbeit jetzt auf Gesichtserkenner. Nach dem Pilotprojekt in Chemnitz zieht nun die Polizeidirektion Dresden nach.

Am Vortest für Gesichtswiedererkenner nahmen 1600 Bedienstete der Polizeidirektion Dresden teil.
Am Vortest für Gesichtswiedererkenner nahmen 1600 Bedienstete der Polizeidirektion Dresden teil.  © Eric Münch

Gerade laufen die Abschlusstests zur Feststellung geeigneter sogenannter Super-Recognizer.

Diese besitzen die Fähigkeit, sich Gesichter besonders gut einprägen zu können und später wiederzuerkennen, auch wenn sie diesen Menschen nur flüchtig begegnet oder diese inzwischen stark gealtert sind. Zum Einsatz kommen die Recognizer sowohl in der Strafverfolgung als auch in der Gefahrenabwehr.

Die Stimmung im Raum ist konzentriert. Die ersten acht Polizeibediensteten von insgesamt 73, die die Hürde des Vor- und Haupttestes bereits genommen haben, sind zum Abschlusstest erschienen.

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Polizeikommissar Tim Heydel (32), Leiter des Projekts Wiedererkenner, weist die Prüflinge zu dem etwa drei Stunden dauernden Test der University of Greenwich (London), der in vier Teile untergliedert ist, ein.

"Ich bin ein bisschen aufgeregt", sagt Polizeihauptmeisterin Helge Bernhardt (48) vom Revier Dresden-West. Bei Fahndungen hat sie wiederholt Täter wiedererkannt. Als für das Projekt geworben wurde, meldete sie sich sofort. Sie fand die ersten beiden Tests "nicht schwer", wie sie sagt.

1600 (von 2700) Bedienstete der PD Dresden haben seit 1. Juni an dem Testverfahren teilgenommen.

Nur wenige Polizisten verfügen über bestimmte Fähigkeit

Polizeihauptmeisterin Helge Bernhardt (48) war ein bisschen aufgeregt vor dem Abschlusstest.
Polizeihauptmeisterin Helge Bernhardt (48) war ein bisschen aufgeregt vor dem Abschlusstest.  © Eric Münch

Von ihnen wurden 920 für den Haupttest zugelassen. "Sehr zufrieden" ist Tim Heydel mit der Zahl 73, die grünes Licht für den Abschlusstest bekommen haben. Immerhin verfügen nur etwa ein bis zwei Prozent über die Wiedererkenner-Fähigkeit. Warum das so ist, muss noch erforscht werden.

Der letzte Test hat es dann auch in sich: Gefordert wird beispielsweise das Erkennen von Gesichtern in Menschenmengen auf Video-Aufzeichnungen, die zum Teil nur einmal angeschaut werden dürfen.

In London wird die Entscheidungszeit der Prüflinge aufgezeichnet, Stärken und Schwächen werden notiert. Im September sollen dann alle Ergebnisse vorliegen. "Wer Interesse hat, kommt in ein internes Auswahlverfahren", so Heydel.

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Zwei Stellen sind hauptamtlich für Wiedererkenner geplant. Wie auch in Chemnitz sollen weitere Recognizer ihr Können als Nebentätigkeit ausüben.

Polizeisprecher Marko Laske (49) fasst zusammen: Die Gesichtswiedererkenner sind ein "Zusatz zur klassischen Polizeiarbeit, erweitern den Besteckkasten".

Gesichtswiedererkenner bietet Polizei neue Möglichkeiten

Polizeikommissar Tim Heydel (32) leitet das Projekt Wiedererkenner.
Polizeikommissar Tim Heydel (32) leitet das Projekt Wiedererkenner.  © Eric Münch

Erste Bewährungsprobe: Super-Recognizergegen Hools von Dynamo Dresden

Aus den Menschenmassen der Vermummten, die beim Dynamo-Spiel vor dem Stadion randalierten, identifizierten Super-Recognizer 33 Randalierer.
Aus den Menschenmassen der Vermummten, die beim Dynamo-Spiel vor dem Stadion randalierten, identifizierten Super-Recognizer 33 Randalierer.  © Franz Maler

Ihren ersten Großeinsatz hatten die Chemnitzer Gesichtswiedererkenner im Mai 2021 bei den Ermittlungen nach der Randale während des Heimspiels des Drittligisten Dynamo Dresden gegen Türkgücü München in der Landeshauptstadt.

Hunderte gewaltbereite Dynamo-Anhänger, die wegen der Pandemie das Fußballspiel nicht im Stadion hatten verfolgen dürfen, hatten Polizisten mit Pyrotechnik angegriffen, zudem flogen Flaschen und Steine. 185 Beamte wurden zum Teil schwer verletzt.

Die Gesichtswiedererkenner unterstützten die nach den Ausschreitungen gegründete Soko "Hauptallee".

Trotz Vermummungen der Schläger erkannten die Super-Recognizer auf den Videoaufzeichnungen 33 Randalierer.

Titelfoto: Eric Münch

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