Polizei ermittelt nach Streit: Antisemitismus an Hallenser Hochschule?
Halle (Saale) - An der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle ist es während der Jahresausstellung zu einer Auseinandersetzung gekommen. Anschließend wurden starke Antisemitismusvorwürfe laut. Nun geht die Polizei der Sache nach.
Ermittelt werde gegen zwei mutmaßlich Beteiligte, wie ein Sprecher der Polizei mitteilte.
Die Jahresausstellung ist das Veranstaltungshighlight an der Burg. Studierende stellen währenddessen dort ihre aktuellen Arbeiten vor, unter anderem war in diesem Jahr auch eine Modenschau veranstaltet worden.
Am 13. Juli, dem zweiten Tag der insgesamt dreitägigen Veranstaltung, soll es demnach zu einer Auseinandersetzung gekommen sein. "Nach ersten polizeilichen Erkenntnissen wurde ein 29-jähriger Besucher der Veranstaltung körperlich angegriffen", so der Sprecher.
Beschuldigt werde ein 26-Jähriger. Der Mann habe jedoch auch Strafanzeige wegen Körperverletzung gegen eine derzeit unbekannte männliche Person erstattet. Auch hier werde deshalb ermittelt, hieß es. Weitere Details zu dem Fall lieferte die Polizei nicht.
Den Schilderungen des Jungen Forums Halle zufolge war ein Streit um ein sogenanntes Palästinensertuch ausgebrochen. Bei den Männern handle es sich um einen Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes und einen Mann, der sichtbar ein Davidstern-Tattoo trug. Er soll geschlagen und gewürgt worden sein. Das Forum ist Teil der Deutsch-Israelischen Gesellschaft.
Hochschule mit anderer Schilderung der Ereignisse
Die Hochschule wies die Darstellung des Bündnisses jedoch zurück. Der Mann habe zunächst selbst das Tuch gewaltsam entrissen und eine andere Person niedergeschlagen, bevor er angegriffen worden sei, teilte sie mit. Der Gegendarstellung sei nach Angaben des Forums seitens der Hochschulleitung eine Mail an Studierende sowie Angestellte an der Burg gefolgt. Darin sei um Zeugenaussagen gebeten worden.
Der Sprecher des Forums kritisierte den Umgang der Hochschulleitung mit dem Fall gegenüber der Deutschen Presse-Agentur nun stark. Mit ihrer Gegendarstellung habe die Hochschule als staatliche Institution Partei ergriffen - "und das in einem politisch so aufgeladenen Konflikt. Eine Gegendarstellung gefolgt von einem Zeugenaufruf überlagert Erinnerungen. Uns erscheint es, als wolle man das Thema möglichst schnell vom Tisch haben", sagte er.
Das Forum habe zusätzlich herausgefunden, dass es in den vergangenen Monaten schon zu anderen Antisemitismus-Fällen an der Burg gekommen war, ergänzte der Sprecher des Jungen Forums. So sei während eines Vortrags der Holocaust relativiert worden.
Auf Anfrage wollte sich die Burg zu dem Vorfall während der Jahresausstellung und der Kritik nicht äußern.
Titelfoto: Heiko Rebsch/dpa