Nachts in der Ostsee: Mutti will mit Kindern nach Hiddensee paddeln - Lebensgefahr!
Dranske/Meißen - Was für ein hirnrissiger Abenteuerurlaub! Mit ihrer lebensgefährlichen Idee brachte eine 43-jährige Mutter aus Meißen sich und ihre beiden Kinder (9, 10) in absolute Lebensgefahr. Die Kleinfamilie paddelte abends und ohne Erfahrung auf die Ostsee hinaus.
Dabei wollte die Mutter laut Polizei Stralsund in der gestrigen Montagnacht um 22 Uhr von Dranske (Rügen) zur rund zehn Kilometer entfernten Insel Hiddensee gelangen. Eigens dafür hatte sie sich ein Surfbrett geliehen, auf dem man stehend paddelt (SUP).
"Es war bereits nachts, der Himmel war bedrohlich dunkel. Nie im Leben macht man das ohne Erfahrung", kommentiert ein Lehrer der Wassersportschule "Rügen Piraten" die Aktion.
Kurze Zeit später wurde die kleine Familie auch von der gnadenlosen Strömung auf dunkle offene See hinausgezogen: "Augenscheinlich trug auch keine der Personen eine Rettungsweste", so ein Stralsunder Polizeisprecher verständnislos.
Zum Glück kreuzte das deutsche Marineschiff "Lachs" die See, erkannte die Gefahr und alarmierte die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS). "Die Seenotrettungskreuzer und -boote der DGzRS verfügen über eine umfangreiche medizinische Ausrüstung – vergleichbar mit der eines Rettungswagens an Land – und starten bei Alarm von einer unserer 55 Stationen auf Nord- und Ostsee", berichtet Nils Sander (37), ein Sprecher der DGzRS.
Strafanzeige gegen Mutter
Dieses Mal lief das Seenotrettungsboot NAUSIKAA der DGzRS-Station Vitte aus. Es verfügt über eine sogenannte Bergungspforte auf Höhe der Wasserlinie, die es den Seenotrettern ermöglichte, die Kleinfamilie problemlos aus dem Wasser an Bord zu nehmen: "Stellt man Patienten bei Unterkühlung zu schnell aufrecht, kann das für Hirn und Herz gefährlich werden", so Sander.
Vier Stunden nach dem lebensgefährlichen Abenteuer waren die drei Sachsen wieder in der Pension: "Die Polizei fertigte aufgrund leichter Unterkühlungen der Kinder eine Strafanzeige gegen die Mutter wegen fahrlässiger Körperverletzung", so ein Polizeisprecher.
Zudem laufen Prüfungen, ob eine Verletzung der Schulpflicht vorliegt.
Schließlich sind erst ab übermorgen (20. Juni) Ferien ...
Titelfoto: Fotomontage: picture alliance/dpa//IMAGO/Westend61//Stephan Mühr