Von Nicole Schippers
Marburg/Schwalmstadt - Fast drei Monate nach den tödlichen Schüssen auf eine Frau vor der Polizeistation in Schwalmstadt ist weiter unklar, ob die 20-Jährige selbst auf die Beamten geschossen hat.
"Die bisherigen Ermittlungen konnten nicht sicher feststellen, ob die Frau auf die Polizeibeamten geschossen hat", erklärte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Marburg auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur.
Am Tatort sei keine Munition aus ihrer Waffe aufgefunden worden. "Es besteht jedoch die Möglichkeit, dass etwaig verschossene Munition vorhanden war, jedoch nicht aufgefunden wurde", so der Sprecher. Abschließend könne er die Frage daher nicht beantworten.
Fest steht ihm zufolge aber, dass alle vier Polizisten Schüsse abgegeben haben. Die Obduktion habe ergeben, dass ein Schuss die tödlichen Verletzungen der Frau verursacht habe, erläuterte der Sprecher. Weiterhin offen bleibt, wie viele Schüsse die Beamten abgegeben haben.
Die Frau ohne festen Wohnsitz soll laut Polizei am Morgen des 24. Oktober 2024 eine Softairwaffe auf Polizeibeamte gerichtet haben, die einer scharfen Schusswaffe "zum Verwechseln ähnlich" war. Daraufhin hatten vier Polizisten Schüsse abgegeben. Die 20-Jährige war trotz sofortiger Erste-Hilfe-Maßnahmen noch im Rettungswagen gestorben.
Junge Frau von Polizeikugel tödlich verwundet: Ermittlungen gegen Beamte dauern an
Eine Obduktion ergab, dass sie von mindestens zwei Kugeln getroffen worden war. Todesursache war demnach eine Verletzung innerer Organe, die mit einem hohen Blutverlust einherging.
Die Frau war in der Nacht vor den tödlichen Schüssen wegen des Verdachts auf Trunkenheit im Verkehr sowie unerlaubten Entfernens vom Unfallort auf die Polizeistation in Schwalmstadt (Schwalm-Eder-Kreis) gebracht worden.
Das Ermittlungsverfahren gegen die vier Polizeibeamten wegen des Verdachts des Totschlags dauert dem Sprecher zufolge an. Die Staatsanwaltschaft hatte es "wie bei solchen Sachverhalten üblich" eingeleitet, hieß es damals.
"Es müssen noch weitere Ermittlungen abgewartet werden", so der Sprecher. Dies könne noch einige Wochen dauern.