Neonazi schickte Botschaft in den Frauenknast: Aufruf zum Mord an Linksextremistin Lina E.?
Chemnitz - "Lina E., mögest du im Knast verrecken!", rief der bekannte Neonazi Sven L. (52) im Mai 2021 in Richtung Chemnitzer Frauenknast.
Drei Komplizen fuhren gemeinsam mit dem Hallenser vor die JVA und filmten die Aktion. Die Staatsanwaltschaft sieht darin einen an Mitgefangene gerichteten Aufruf zu körperlichen Angriffen gegen die Linksextremistin Lina E., die mit Angriffen auf politische Widersacher bundesweit Schlagzeilen gemacht hatte.
Alle vier Angeklagten müssen sich wegen öffentlicher Aufforderung zu Straftaten und Hausfriedensbruch verantworten.
Hauptangeklagter Sven L. sprach im Amtsgericht am Donnerstag von einer spontanen Aktion für ein "witziges Telegram-Video". Das Quartett besuchte zuvor Anti-Corona-Demos in Freiberg und Zwönitz.
Auf dem Rückweg machte man an der JVA Chemnitz halt. Einen konkreten Plan will niemand gehabt haben.
Etwa 150 Meter vom Gefangenentrakt entfernt schrie Sven L. durch einen Leitkegel: "Gebt Lina E. eine Abreibung. Sie darf nie wieder dieses Gefängnis als lebende Person verlassen."
Erster Prozesstag blieb ergebnislos: Im Februar geht's weiter
Der Leipzigerin wird am OLG Dresden wegen Mitgliedschaft in einem linken Schlägertrupp gerade der Prozess gemacht. Laut Verteidigern seien die Sätze nur als schärfere Ansprache und nicht als Anstiftung zu verstehen.
Die Anwälte von Lina E. hingegen sehen den Aufruf als "Morddrohung gegen unsere Mandantin". Im Video sind auch Rufe von Insassen zu hören.
Caroline K. (26) filmte den Clip, der später im Netz landete. Markus J. (50) filmte ebenfalls, aber ohne Veröffentlichung. Steffen Z. (45) will nur Fahrer gewesen sein. Alle drei stammen aus Halle und sind der rechtsextremen Szene zuzuordnen.
Der erste Prozesstag blieb ergebnislos. Die Anwälte stellten Beweisanträge für einen linguistischen Gutachter, der die Bedeutung von "Abreibung" erklären soll.
Außerdem sollen Wachpersonal und Gefangene gehört werden. Fortsetzung folgt im Februar.
Titelfoto: Horst Hürsch