Ukrainische Soldaten in Murnau erstochen: Angeklagter Russe gesteht und bereut Tat

Von Sabine Dobel

München - Ein Geständnis, Reue – und eine offene Frage nach dem Motiv: Im Prozess um den Tod zweier kriegsversehrter ukrainischer Soldaten im oberbayerischen Murnau hat der angeklagte Russe die Tat grundsätzlich eingeräumt.

In Murnau herrschte nach der Tat Fassungslosigkeit. Für die beiden Soldaten wurde ein zweisprachiger Trauergottesdienst abgehalten.  © Lukas Barth/dpa

"Jetzt, in nüchternem Zustand, bereue ich zutiefst, was vorgefallen ist", ließ der 58-Jährige vor dem Landgericht München II durch seinen Anwalt Uwe Paschertz erklären.

Am liebsten würde er die Tat am 27. April 2024 ungeschehen machen. Den Hintergrund stellt er aber anders dar als die Staatsanwaltschaft.

Die Anklage geht davon aus, dass der Russe die Ukrainer nach einem Streit über den Krieg in der Ukraine erstach.

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Wegen des möglichen politischen Motivs hatte die Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus (ZET) der Generalstaatsanwaltschaft München die Ermittlungen übernommen.

Nach Darstellung des Angeklagten ging es bei dem Streit hingegen ausschließlich um Alkohol.

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"Sicherungen durchgebrannt", weil er nicht ernst genommen wurde?

Die beiden ukrainischen Staatsbürger wurden im April 2024 vor einem Einkaufszentrum in Murnau erstochen.  © vifogra

Die 23 und 36 Jahre alten Soldaten waren wegen ihrer Kriegsverletzungen in der Unfallklinik Murnau operiert worden und körperlich stark eingeschränkt.

Die drei Männer kannten sich lose und hatten mehrfach miteinander getrunken.

Die Ukrainer hätten ihm am Tattag seine Flasche Wodka nicht zurückgegeben und ihn beleidigt.

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Schließlich habe er ein Messer geholt, um die beiden einzuschüchtern. Er sei erheblich betrunken gewesen.

Er habe die beiden nicht verletzen, geschweige denn töten wollen, trug Anwalt Paschertz für seinen Mandanten vor. Die beiden hätten sich dann jedoch über ihn lustig gemacht und weiter beleidigt. Da seien ihm "die Sicherungen durchgebrannt".

Menschen in der Region reagierten fassungslos auf die Tat

Passanten fanden die Ukrainer wenige Minuten später, eine Blutspur führte die Polizei zur Wohnung des Russen. Laut Anklage hatte er sich am Finger eine stark blutende Wunde zugezogen.

Der Angeklagte, der einst nach einigen Angaben in der russischen Armee gedient hatte und desertierte, lebte mit diversen Jobs seit Anfang der 1990er Jahre in Deutschland.

Die Tat hatte die Menschen weit über die Region hinaus schockiert. Im Ort herrschte Fassungslosigkeit. An einem zweisprachigen Trauergottesdienst nach der Tat nahmen auch viele Ukrainer teil.

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