Mordfall Simone Strobel: Ist der Ex-Freund doch nicht der Täter?
Sydney/Würzburg - Seit zehn Tagen sitzt der deutsche Angeklagte im Mordfall Simone Strobel in Australien in Untersuchungshaft. Gegen seine Freilassung auf Kaution legte die Staatsanwaltschaft nun Berufung ein. Die Richterin spricht aber von einem schwachen Indizienfall.
Der des Mordes angeklagte Ex-Freund der vor 17 Jahren in Australien getöteten deutschen Erzieherin Simone Strobel muss noch mindestens drei Tage in Untersuchungshaft bleiben. Ein Gericht in Sydney entschied zwar am Donnerstag, der Freilassung auf Kaution des 42-jährigen Deutschen stattzugeben, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Gerichtskreisen erfuhr. Jedoch legte die Staatsanwaltschaft dagegen Berufung ein. Nun müsse das Oberste Gericht des Bundesstaates New South Wales entscheiden, berichtete die australische Nachrichtenagentur AAP unter Berufung auf die Justiz.
Zu den Kautionsauflagen gehört unter anderem, dass der Angeklagte sich drei Mal pro Woche auf einer Polizeistation melden und seinen Reisepass abgeben muss, wie aus dem Gerichtsbeschluss hervorgeht. Auch darf er demnach keine verschlüsselten Kommunikationsdienste wie Whatsapp oder Viber benutzen. Jedoch wäre es ihm erlaubt, zu seiner Familie in Westaustralien zurückzukehren, bis im September der nächste Gerichtstermin ansteht. Ob das Oberste Gericht diese Auflagen beibehält oder ändert, bleibt abzuwarten.
Strobels Ex-Freund, der mit einer Australierin verheiratet ist und deren Namen angenommen hat, war vor einer Woche aus seinem Haus im westaustralischen Perth abgeführt worden. Er wurde nach Sydney geflogen und dort des Mordes angeklagt.
Ehefrau des Tatverdächtigen im Mordfall Simone Strobel bot 200.000 Dollar für seine Freilassung
Am Mittwoch hatten Anklage und Verteidigung ihre Argumente und Gegenargumente zum Antrag auf vorläufige Freilassung des Verdächtigen vorgetragen. Das Gericht vertagte die Kautionsentscheidung daraufhin auf Donnerstag. Berichten zufolge hat die Ehefrau 200.000 australische Dollar (etwa 136.000 Euro) als Sicherheit angeboten, um ihren Mann aus den "unmenschlichen Bedingungen" in der Haft zu befreien.
Die Festnahme war eine überraschende Wendung in dem rätselhaften Fall, der trotz eingehender Ermittlungen seit 2005 ungelöst ist. Ein Rückblick: Die 25 Jahre alte Erzieherin Simone Strobel aus Unterfranken war mit ihrem damals 24-jährigen Freund per Wohnmobil in Australien unterwegs. Später kamen die Schwester des Freundes und deren Freund aus Deutschland dazu. Die vier waren auf einem Campingplatz in Lismore nördlich von Sydney, als Strobel plötzlich verschwand. Ihr Freund meldete sie damals als vermisst. Wenige Tage später wurde ihre Leiche in der Nähe des Campingplatzes unter Palmwedeln gefunden.
Ihr Ex-Freund hat immer seine Unschuld beteuert, galt aber über all die Jahre als Hauptverdächtiger. Die Richterin im Downing Local Court, Margaret Quinn, warf der Anklage jedoch am Donnerstag vor, bislang kaum Beweise für ihre Beschuldigungen vorgelegt zu haben. Die Polizei wirft dem Deutschen vor, Strobel in dem Wohnmobil in Lismore erstickt und ihre Leiche dann in der Nähe versteckt zu haben.
Richterin hat Zweifel an den Mord-Indizien im Fall Simone Strobel
Zwar spräche vieles dafür, dass Strobel und ihr damaliger Freund kurz vor dem Mord gestritten und Alkohol getrunken hätten - "aber es scheint in diesem Fall keine direkten oder indirekten Beweise zu geben, die ihn mit der Straftat in Verbindung bringen", erklärte die Richterin. "Dies ist nicht der stärkste Indizienfall, den ich gesehen habe."
Verteidiger Tim Game hatte zuvor betont, sein Mandant habe erst kürzlich seine DNA zur Verfügung gestellt und nichts habe darauf hingedeutet, dass sie ihn belasten würde.
Titelfoto: Montage: picture-alliance/dpa/dpaweb, NSW POLICE/AAP/dpa