Mann findet tote Ehefrau (52) in gemeinsamer Wohnung: Hat er den Mord mit seiner Geliebten geplant?
Halle (Saale) - Die Anklage liest sich wie das Drehbuch eines Hollywood-Thrillers: Ein verheirateter Mann (56) und seine jüngere Geliebte (28) sollen ein Mordkomplott geschmiedet haben, um seine Ehefrau (†52) aus dem Weg zu räumen. Ein angeworbener Bekannter (43) soll die 52-Jährige schließlich brutal erstochen haben. Zum Prozessauftakt hat der Ehemann alles abgestritten.
Holm G. (56), Bianka D. (28) und Stefan H. (43) wurden am Freitagmorgen mit Handschellen und Fußfesseln in einen Verhandlungssaal des Landgerichts Halle geführt. Der Vorwurf: gemeinschaftlicher Mord.
Laut Anklage wollte der verheiratete Holm G. mit seiner Affäre Bianka D. zusammenleben und einen aufwändigen Scheidungsprozess vermeiden. Ihrem Bekannten und Mitangeklagten Stefan H. sollen Schmuck, Zigaretten und Geld versprochen worden sein.
Während sich die 28-Jährige und der 43-Jährige am ersten Verhandlungstag nicht zu den Vorwürfen äußerten, erklärte der 56-Jährige, nichts mit dem Tod seiner Frau Heike G. (†52) zu tun zu haben.
"Wir waren über 31 Jahre verheiratet", so der Witwer. Er habe keinen Grund gehabt, seine Ehefrau loszuwerden. In der Vergangenheit habe sie ihm bei Geld- und Gesundheitsproblemen zur Seite gestanden. "Es war eine Mann-Frau-Beziehung, bloß im Bett nicht mehr."
Anders das Verhältnis zu Bianka G.: "Das war eine Liebelei", gab der Paketfahrer zu. Täglich sei die 28-Jährige bei ihm im Firmenwagen mitgefahren. "Wenn sich so ein junges Ding für einen interessiert - mir hat das schon gefallen", räumte der 56-Jährige ein.
Doch auch wenn die 28-Jährige auf eine Trennung gedrängt habe, sei von Anfang an klar gewesen, dass er seine Frau nicht verlassen werde - die wusste laut Aussage sogar von der Affäre und habe sie hingenommen.
31 Mal wurde auf Heike G. eingestochen - sie verblutete.
Der Ehemann beschrieb seine verstorbene Frau als zurückgezogen, sie habe nur selten das Haus verlassen. Jeden Tag ab 17.30 Uhr habe die erwerbsunfähige 52-Jährige ferngesehen - und soll genau dabei am 24. September 2021 getötet worden sein.
Laut Anklage haben Bianka D. und Stefan H. gewusst, dass Heike G. alleine in der Wohnung vor dem Fernseher saß. Demnach kamen sie mit einem Schlüssel, den sie zuvor von Holm G. bekommen haben sollen, in die Wohnung. Der Ehemann selbst war währenddessen in einem Supermarkt. Schließlich soll Stefan H. dem Opfer den Mund zugehalten und 31 Mal auf Brust und Hals eingestochen haben. Heike G. verblutete.
Holm G. fand seine Frau schließlich in der gemeinsamen Wohnung - die Tür offen, der Fernseher an. Er habe mehrmals nach ihr gerufen und keine Antwort bekommen, dann habe er seine Frau in einer Blutlache liegen sehen und den Notruf gewählt.
Zeugin Julia G. (33) war als Polizistin am Tatort und sagte vor Gericht über Holm G. aus: "Am Abend machte er einen recht ruhigen und gefassten Eindruck." Zwar reagiere jeder Mensch anders in solchen Situationen, doch: "Was mir aufgefallen ist, am 25. September bei der Vernehmung gab es auch wenig emotionale Reaktionen."
Im Fall einer Verurteilung droht den Angeklagten eine lebenslange Freiheitsstrafe. Der Prozess wird fortgesetzt.
Titelfoto: Christian Grube